Israel übernimmt Kontrolle über Grenze von Gaza zu Ägypten

Israel hat seine Kontrolle über die palästinensische Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens weiter ausgeweitet. Die Vereinten Nationen warnen: Es gebe immer weniger humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung.

Die israelische Armee hat die operative Kontrolle über den sogenannten Philadelphi-Korridor übernommen, die Grenze von Gaza zu Ägypten. In weiten Teilen des rund 14 Kilometer langen Grenzstreifens sind Bodentruppen stationiert, berichteten israelische Medien (Mittwochabend) unter Berufung auf Armeeangaben. Damit soll unter anderem Waffenschmuggel der Hamas aus Ägypten unterbunden werden.

Armeesprecher Daniel Hagari erklärte am Mittwochabend, die Armee habe bislang rund 20 Tunnel in dem Gebiet geortet. Diese sollen nun untersucht und neutralisiert werden.

Das UN-Koordinierungsbüro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) beklagte unterdessen einen Rückgang humanitärer Hilfslieferungen in den Gazastreifen um 67 Prozent, seit Israel am 7. Mai die Kontrolle des Grenzübergangs Rafah nach Ägypten übernommen habe. Das sei auf die Schließung des Übergangs, eine Unmöglichkeit von sicherer und kontinuierlicher Abholung von Hilfsgütern am Grenzübergang Kerem Shalom und begrenzte Lieferungen über andere Grenzübergänge zurückzuführen, erklärte OCHA (Mittwochabend).

Viele Einrichtungen in Rafah im Süden des Gazastreifens, die medizinische Versorgung, humanitäre Hilfe oder soziale Dienste anbieten, seien gezwungen, wegen der anhaltenden Kämpfe zu schließen. Zurzeit sei nur noch ein Krankenhaus teilweise funktionsfähig, so OCHA unter Verweis auf die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNWRA) hatte am Dienstag mitgeteilt, seit Beginn der israelischen Offensive auf Rafah seien rund eine Million Menschen aus der Stadt im Süden des Gazastreifens geflohen. Vor den israelischen Angriffen hatten zusätzlich zu der Bevölkerung der Stadt rund eine Million binnenvertriebene palästinensische Zivilisten dort Zuflucht gesucht, die den nördlichen Teil des Gazastreifens auf Aufforderung der israelischen Armee verlassen haben sowie vor Kampfhandlungen geflohen sind.