Israel schließt Al-Jazeera-Büro in der Westbank
Israelische Soldaten haben ein Büro des Nachrichtensenders Al Jazeera in Ramallah geschlossen. Das International Press Institute kritisiert den Schritt als Teil einer Kampagne gegen den Sender und die Pressefreiheit.
Das israelische Militär hat am Sonntag das Büro des Nachrichtensenders Al Jazeera in der von Israel besetzten Westbank geschlossen. Wie die unabhängige Medienorganisation International Press Institute (IPI) am Montag in Wien berichtete, wurde das Büro in Ramallah am frühen Sonntagmorgen während des Sendebetriebs von Soldaten durchsucht. Die Mitarbeiter seien zum Verlassen der Räumlichkeiten aufgefordert worden.
Büroleiter Walid Omari erhielt den Angaben zufolge eine amtliche Verfügung, nach der das Büro 45 Tage lang geschlossen bleibt. Israels Militär wirft dem Nachrichtensender mit Hauptsitz in Katar “Aufruf zu und Unterstützung von Terrorismus” vor.
Das israelische Kabinett hatte bereits im Mai beschlossen, alle Einrichtungen von Al Jazeera in Israel stillzulegen. Im selben Monat wurde auch die Ausstrahlung landesweit blockiert. Mitte September waren zudem die Presseausweise aller in Israel tätigen Mitarbeiter des Senders für ungültig erklärt worden. Hierzu soll es nach israelischen Angaben noch eine Anhörung der betroffenen Journalisten geben, die bislang nicht stattgefunden hat.
Das IPI verurteilte die Schließung des Al-Jazeera-Büros in Ramallah und forderte Israel auf, den Medien freie und ungehinderte Berichterstattung aus Israel, der Westbank und Gaza zu ermöglichen. Die Organisation kritisierte außerdem Israels “eskalierende Maßnahmen” gegen den Sender. “Diese Maßnahmen untergraben das Recht der Öffentlichkeit auf unabhängige Informationen”, sagte IPI-Direktor Sott Griffin. “Es geht hier nicht nur um ein bestimmtes Medienunternehmen. Es handelt sich vielmehr um eine breiter angelegte Kampagne der israelischen Behörden, um die Pressefreiheit einzuschränken.” Dazu gehöre, den Zugang zum Gazastreifen für Journalisten zu blockieren.
In der vergangenen Woche hatten zahlreiche deutsche Medien und Journalistenorganisationen Israel und Ägypten aufgefordert, ihren Mitarbeitern und anderen Journalisten den Zugang in das Gebiet zu ermöglichen. Eine offizielle Reaktion Israels auf den Appell liegt bislang nicht vor.