Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi hat die Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron scharf kritisiert, Frankreich wolle bei der UN-Generalversammlung im Herbst als erstes westliches Land einen Palästinenserstaat anerkennen. „Macron kann weiterträumen – der 7. Oktober hat gezeigt, dass eine Lösung für einen palästinensischen Staat nicht mehr möglich ist“, sagte Ourghi am Freitagabend bei einer Literaturveranstaltung des Claudius Verlags im Münchner Café Luitpold.
Anlass der Veranstaltung war Ourghis neues Buch „Die Liebe zum Hass“ (Claudius Verlag), das er mit dem Münchner Historiker Michael Wolffsohn diskutierte. „Ein palästinensischer Staat ist eine Gefahr für die Sicherheit Israels“, warnte Ourghi. Mit einem solchen Staat werde Israel künftig „noch zwei-, dreimal den 7. Oktober erleben“.
Macron und andere versuchten, aus dem Israel-Palästina-Konflikt politisches Kapital zu schlagen, so Ourghi. Frankreich wolle eigene Probleme mit Islamismus auf dem Rücken Israels und der Palästinenser lösen. Die Integrationsprobleme in Teilen Frankreichs bezeichnete er als „desolate Lage“, es gebe dort „Orte, die islamistisch sind“. Macron solle „vor der eigenen Tür kehren“ und seine Probleme nicht auf den Nahost-Konflikt übertragen. „Die Betroffenen – Israelis und Palästinenser – müssen das selbst gemeinsam lösen“, sagte Ourghi.
Die Lösung sieht Ourghi in einem gemeinsamen Staat namens Israel. Allerdings dürfe dieser Staat nicht religiös ausgerichtet sein, sondern säkular. Ein Beispiel für die gelungene Integration von zwei Millionen Arabern in die israelische Gesellschaft sei laut Ourghi die Generation der 48er, die nach der Staatsgründung Israels im Land blieben, die Drusen und die arabischen Beduinen, die ihre kulturelle Identität bewahrt hätten und sich dennoch als israelische Bürger identifizierten.
Ourghi mahnte zugleich Dialog und Verständigung an: Die Hamas könne militärisch besiegt werden, doch produziere Israel so nur „die nächste Generation der Hamas“. Eine Ideologie könne nur durch Aufklärung und Gespräche überwunden werden. „Es muss ein Ende des Leidens in diesem Land geben“, sagte er. „Die Hoffnung darf man nicht aufgeben. Frieden ist möglich.“
Wolffsohn betonte das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen, machte dafür jedoch die Hamas verantwortlich. „Wenn sie das Überleben der eigenen Bevölkerung im Sinn hätte, hätte sie längst die Waffen niedergelegt.“ Die Ursache des Leidens liege in der politischen Führung der Palästinenser. „Es wäre zu Ende, wenn die Hamas bereit wäre, die Waffen niederzulegen und die Geiseln freizulassen.“ (2463/26.07.2025)