Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide hat die Debatte über Islam-Äußerungen des Journalisten Constantin Schreiber kritisiert. Schreibers angekündigter Rückzug aus der Islam-Debatte zeige, „wie wirkmächtig die Ideologie des Islamismus ist“, schrieb Khorchide in einem Gastbeitrag für die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Die Debatte könne freie Geister durch den Rassismusvorwurf zum Schweigen bringen. Khorchide (52) ist Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster.
Schreiber hatte in einem Interview mit der „Zeit“ vergangene Woche angekündigt, sich nicht mehr öffentlich zum Islam äußern zu wollen. Der „Tagesschau“-Sprecher ist profilierter Islam-Kenner, hat mehrere Jahre in arabischen Ländern gelebt und Bücher zum Thema veröffentlicht. Zuletzt, sagte Schreiber in dem Interview, sei ihm bei einer Lesung in Jena Ende August von offenbar linksradikalen Aktivisten eine Torte ins Gesicht gedrückt worden.
Khorchide wurde nach eigener Aussage selbst schon vorgeworfen, mit seiner Kritik an der eigenen Religion rechtspopulistische Vorurteile gegenüber Muslimen zu bestätigen. Dies wies er zurück. „Wenn wir uns selbst mundtot machen, aus Angst, echte Islamhasser würden von unserer Kritik an der eigenen Religion profitieren, dann haben diese gewonnen“, sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik. Fairer Streit sei ein Zeichen dafür, dass Muslime ernst genommen und wertgeschätzt würden, schrieb er. Zugleich appellierte er: „Bitte gönnen Sie uns unseren Kampf um Reform und Aufklärung.“