Irische Kirche verliest zum letzten Mal Opfernamen des Konflikts

3.600 Tote, 3.600 Namen – Jedes Jahr wurde in der Unitarier-Kirche in Dublin jedes einzelnen Opfers des Nordirland-Konflikts namentlich gedacht. Nun endet diese Tradition nach 22 Jahren – sie hat sich überlebt.

Nach 22-jähriger Tradition werden in der Unitarier-Kirche in Dublin am Freitag zum letzten Mal die Namen aller Todesopfer des Nordirland-Konfliktes verlesen. Das teilte die Leitung der St. Stephen’s Green Church in der irischen Hauptstadt auf Facebook mit.

Seit 2001 wurden demnach an jedem Karfreitag die Namen der rund 3.600 Menschen laut verlesen, die im Zuge des Nordirlandkonfliktes seit 1968 getötet worden waren. Die Gedenkveranstaltung ist nach Angaben der Kirche einzigartig in Irland. Da es in Nordirland jedoch seit mehreren Jahren kein Todesopfer mehr auf Grund politischer Gewalt gegeben habe, werde dieses Gedenken nun eingestellt, so die Kirchenleitung. Als letztes Opfer nennt die Kirche die 29-jährige Journalistin Lyra McKee, die im April 2019 von mutmaßlichen Terroristen der sogenannten Neuen IRA in Derry erschossen wurde.

Die Unitarier sind eine reformierte Glaubensgruppe, die auf englische Puritaner zurückgeht. Diese haben sich ab Ende des 16. Jahrhunderts in Irland angesiedelt. Beim Nordirland-Konflikt (englisch: „The Troubles“) kämpften seit dem Ende der 1960er Jahre vorwiegend protestantisch-britische Loyalisten gegen irisch-katholische Republikaner. Der Konflikt endete am 10. April 1998 im Karfreitagsabkommen, in dem die Republik Irland auf eine Wiedervereinigung mit dem Norden verzichtet, diese aber gleichzeitig durch ein Referendum aller Nordiren weiterhin möglich sein soll.