Die nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei in Teheran gestorbene Jina Mahsa Amini ist mit breitem Rückhalt für den diesjährigen Sacharow-Preis des EU-Parlaments vorgeschlagen worden. Die Gruppe der Christdemokraten, der Sozialdemokraten und der Liberalen unterstützte die posthume Nominierung der 22-Jährigen, deren Tod vor einem Jahr landesweite Proteste im Iran auslöste. Kandidatin der Grünen ist die junge ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate, wie das Parlament (Mittwoch) in Brüssel mitteilte.
Zu den weiteren Vorschlägen gehören die Juristin Vilma Nunez de Escorcia und der katholische Bischof Rolando Jose Alvarez Lagos, die sich in Nicaragua gegen das autoritäre Ortega-Regime für Menschenrechte einsetzen. Sie wurden von 43 Einzelabgeordneten nominiert. Die Gruppe der Linken im EU-Parlament schlug drei Frauen vor, die sich für sichere und legale Abtreibungen einsetzen: Justyna Wydrzynska in Polen, Morena Herrera in El Salvador und Colleen McNichols in den USA.
Aus diesen und weiteren Namen wird nun eine Dreierliste ermittelt. Wer die Auszeichnung erhält, entscheiden Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und die Fraktionsvorsitzenden im Oktober. Die Verleihungszeremonie findet Mitte Dezember in Straßburg statt.
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 vom EU-Parlament an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich besonders für Menschenrechte und Minderheitenschutz, Achtung des Völkerrechts und geistige Freiheit einsetzen. Benannt ist die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung nach dem sowjetischen Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989).