Interreligiöses Duell der Worte
Neun junge Christen und Muslime duellieren sich beim dritten Preacherslam „Es werde Licht – Inschallah“ mit ihren Texten. Sie geben Einblicke in ihre Gedanken, ihren Glauben und ihre Hoffnungen.
Hamburg. „Das würden die, die dich Gott nennen, als Freiheit bekennen …“ Wenn Leyla Zucker auf die Bühne tritt, ist sie ganz in ihrem Element: „Ich interessiere mich schon sehr lange für Poetry Slam und predige auch sehr gerne“, sagt die 17-Jährige. Sie ist eine von neun Christen und Muslimen, die sich beim dritten Hamburger Preacherslam duellieren werden. Mit Worten.
Unter dem Titel „Es werde Licht – Inschallah“ haben Leyla Zucker und die anderen jungen Wortakrobaten maximal sieben Minuten Zeit, das Publikum von ihrem Glauben, ihren Gedanken zu Freiheit, Licht und Hoffnung zu überzeugen. Gerade nach den vergangenen Monaten der Pandemie. „Sich wiederzusehen und zu genießen, dass da jemand ist – auch wenn er vielleicht eine andere Meinung hat als ich. Das ist für mich Licht“, sagt die 17-Jährige.
Jungen Menschen erhalten beim Preacherslam eine Bühne
Auch Yasmin Kilicli wird am 22. August auf der Bühne in Planten un Blomen stehen. Eine Herausforderung sei das, sagt die 23-Jährige. „Aber ich rede gern über Gott und Religion und kann das nun auch mit anderen teilen.“ Besonders in den Schatten der vergangenen Corona-Monate habe sie sich mehr mit ihrer Religion auseinandergesetzt, erzählt sie. „In meinem Beitrag wird es um das Licht gehen – das Licht im Menschen selbst, aber auch das Licht als Orientierung in dunklen Zeiten“, verrät sie. „Ich schreibe eigentlich nur meine Gedanken auf.“
Genau darum ginge es: den jungen Menschen eine Bühne geben „und ihnen einfach mal zuhören, was ihnen wichtig ist“, sagt Carmen Hillmer von der Arbeitsstelle Evangelische Jugend des Kirchenkreises Hamburg-Ost. „Ich sehe die jungen Menschen gar nicht so sehr gekoppelt an ihre Religion, sondern als Individuum, und ich bin gespannt, was sie zu sagen haben.“
Preacherslam zum ersten Mal interreligiös
Vorbild für den Preacherslam ist der Poetry Slam, ein Dichterwettstreit, bei dem Sprachbegeisterte selbst geschriebene Texte auf der Bühne vortragen. Am Ende stimmt das Publikum über den besten Beitrag ab.
Zwei Mal gab es ihn schon in ökumenischer Form, nun ist er das erste Mal interreligiös. Der Predigerwettbewerb wird von evangelischer, katholischer und muslimischer Jugendarbeit gemeinsam organisiert. „Unsere Gesellschaft ist vielfältig, und das ist eigentlich selbstverständlich“, so Hillmer. Der Fachrat Islamische Studien ist das erste Mal mit dabei. „Wir haben sofort zugesagt, weil es einfach eine Bereicherung für alle ist“, sagt Nedra Ouarghi.
So könnten Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen weiter gestreut werden – besonders unter Jugendlichen, erklärt sie.Gemeinsamkeiten, die Hoffnung machen. „Klar sind wir alle verschiedene Menschen und blicken aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf das Leben. Aber den gemeinsamen Nenner zu finden ist spannend und klappt im Dialog sehr gut“, sagt sie. Oder beim Preacherslam.
Live vor Ort oder im Stream auf Instagram
Der Preacherslam findet am Sonntag, 22. August, um 16 Uhr in Planten un Blomen statt. Die Karten vor Ort sind bereits ausverkauft. Doch es besteht die Möglichkeit, sich ein Online-Ticket für zwei Euro unter www.preacherslam-hamburg.de zu kaufen. Wer sich anmeldet, kann über den Sieger abstimmen. Nur zuschauen ist auf dem Instagram-Livestream @jugend_erzbistum_hamburg möglich.