Internationale Konferenz berät in Paris über Hilfe für Sudan

Rivalisierende Generäle im Sudan haben eine der größten Notlagen weltweit verursacht. Die Staatengemeinschaft verspricht politische und humanitäre Unterstützung. Hilfsorganisationen machen Druck.

Ein Jahr nach Beginn des Konflikts im Sudan sucht eine internationale Konferenz in Paris am Montag Wege, um die Gewalt zu beenden und eine noch größere humanitäre Katastrophe abzuwenden. Zu dem Treffen eingeladen haben Frankreich und Deutschland gemeinsam mit der EU. Deren Außenbeauftragter Josep Borrell sagte, der Sudan sei Schauplatz der schwersten humanitären Krise weltweit. Es gelte die rivalisierenden Generäle mit internationalem Druck zum Einlenken zu zwingen, um Hilfe zu ermöglichen. Nötig seien weitere Initiativen zur Mediation.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nannte als Ziel der Konferenz, Akteure für eine Vermittlung zusammenzubringen. Man wolle an einer besseren Koordinierung arbeiten. „Nur wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, können wir den nötigen Druck auf die Konfliktparteien aufbauen und diese an den Verhandlungstisch bringen, um dort einen dringend nötigen Waffenstillstand herbeizubringen.“

Die humanitäre Lage in dem Land sei „einfach katastrophal“. Wenn die Weltgemeinschaft nicht massiv gegensteuere, könnten in diesem Jahr bis zu eine Million Menschen verhungern. Baerbock kündigte weitere 244 Millionen Euro Nothilfe an. „Wir rufen alle Staaten dazu auf, sich bei der Geberkonferenz heute Nachmittag ein Herz zu nehmen und ihren Beitrag ebenso zu leisten. Gemeinsam kann es uns gelingen, eine furchtbare Hungerkatastrophe zu verhindern, aber nur, wenn wir jetzt gemeinsam aktiv werden“, sagte Baerbock.

Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht der Internationalen Organisation für Migration in Genf wurden durch den Konflikt mehr als 6,6 Millionen Menschen innerhalb des Sudan vertrieben; weitere 2 Millionen suchten in Nachbarländern Schutz. Damit musste seit dem 15. April 2023 jeder achte Mensch im Sudan sein Zuhause aufgrund der Gewalt verlassen. Von einem auf 2,7 Milliarden US-Dollar veranschlagten Hilfepaket sind laut der UN-Organisation nur 5 Prozent finanziert.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte in New York, eine ganze Generation von Kindern sei mit einer Katastrophe konfrontiert. In diesem Jahr würden voraussichtlich fast vier Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren unter akuter Unterernährung leiden. Mehr als 90 Prozent der schulpflichtigen Kinder hätten keinen Zugang zu Bildung; damit herrsche im Sudan eine der schlimmsten Bildungskrisen weltweit.

Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Volker Türk, äußerte sich besorgt über eine wachsende Bewaffnung von Zivilisten und eine Ausweitung militanter Gruppen. Die Zahl bewaffneter Akteure müsse schrumpfen statt zunehmen, forderte er in Genf. Die Sudanesen erlitten unsägliches Leid durch wahllose Attacken in dicht besiedelten Gebieten, ethnisch motivierte Angriffe und sexuelle Gewalt im Rahmen des Konflikts.

Der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) kritisierte, bei vielen Gebernationen zeichne sich ein Rückzug aus der internationalen Solidarität ab. Auch die Bundesregierung plane, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe im kommenden Jahr um mehr als 1,5 Milliarden Euro zu kürzen. Kein anderes Politikfeld sei in dieser Legislaturperiode stärker von Einschnitten betroffen. „Deutschland muss auf Geberkonferenzen mit gutem Beispiel vorangehen und umfassende Hilfen bereitstellen“, erklärte VENRO-Vorstand Kayu Orellana Mardones in Berlin.

Ärzte ohne Grenzen warf den Konfliktparteien vor, den Zugang für humanitäre Hilfe und die Lieferung von Hilfsgütern absichtlich zu blockieren. Das Gesundheitssystem und die Grundversorgung seien weitgehend zusammengebrochen. Nur 20 bis 30 Prozent der Gesundheitseinrichtungen seien noch funktionsfähig, erklärte Jean Stowell, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Sudan.

Diakonie Katastrophenhilfe rief auch im Namen anderer Hilfswerke die internationale Gemeinschaft auf, sich um einen Waffenstillstand im Sudan zu bemühen und die „drastisch unterfinanzierte Hilfe“ aufzustocken. „Auch wenn der Krieg in Gaza und der Ukraine die Aufmerksamkeit bindet, dürfen der Sudan und die betroffenen Nachbarstaaten nicht weiter aus dem Blickfeld geraten“, sagte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.