Intendantin gegen Kürzungen: Theater sind unverzichtbar
Die Konstanzer Theaterchefin Karin Becker sieht düstere Zeiten für den deutschen Kulturbetrieb kommen. Statt in die Kultur gingen Gelder in Rüstung und Verkehr. Mit gefährlichen Folgen.
Theater – und Sportvereine sind für die Leiterin des Konstanzer Theaters, Karin Becker, unverzichtbare Orte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. “Theater wie auch Museen oder Sportvereine sind wichtige Orte der Bildung und der Demokratie. Hier lernen wir, Diskussionen fair auszutragen. Hier lernen wir andere Meinungen und Haltungen kennen und sie zu akzeptieren”, sagte Becker am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Wo sonst sollen Menschen Gegenpole zur aktuellen Polarisierung und Radikalisierung erleben können – wenn nicht im Theater und im gesamten Kulturbereich!”
Die Intendantin warnte vor drastischen Finanzkürzungen. In ganz Deutschland erwartet sie für den Kulturbereich und insbesondere die Theaterlandschaft düstere Zeiten. “Ich bin sicher, dass in den kommenden Jahren nicht beim Militär oder bei den Autobahnen gespart werden wird, sondern bei der Kultur, bei Bildung und beim Sport.” Das sei eine fatale Fehlentscheidung mit dramatischen gesellschaftlichen Folgen.
Vor dem Start der neuen Spielzeit am Theater Konstanz am 27. September sprach Becker von einer großen Vielfalt der geplanten Stücke und Veranstaltungen. Es gehe um politische Themen, aber auch um tief menschliche Gefühle wie Verlust oder Suche nach Identität. “Theater sind zugleich Orte, an denen wir miteinander Lachen können. Das ist ganz wichtig!”
Einen Fokus legt das Theater Konstanz auf Teilhabe für alle Menschen. Erstmals bietet es beim Stück “Auf die Insel fertig los!” einer gehörlosen Schauspielerin eine Bühne. “So viele großartige Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen wurden viel zu lange übersehen. Sie sollen sich und ihre Themen präsentieren dürfen. Wir müssen Sehgewohnheiten ändern”, sagte Becker.
Das neue Theaterjahr beginnt Ende September mit der Premiere “Im Menschen muss alles herrlich sein” von Kleist-Preisträgerin Sasha Marianna Salzmann. Am 28.9. feiert “Happy End – keine Garantie” von Felix Krakau Premiere.