Initiative: Unvermindertes Amok-Risiko 15 Jahre nach Winnenden

„Jederzeit kann in jeder deutschen Schule das Gleiche geschehen“, erklärt eine Anti-Waffen-Initiative zum 15. Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden nahe Stuttgart. Innenminister Strobl spricht von tiefen Wunden der Tat.

15 Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden ist nach Einschätzung einer nach dem Schulmassaker gegründeten Anti-Waffen-Initiative das Risiko einer ähnlichen Tat unvermindert groß. „Jederzeit kann in jeder deutschen Schule das Gleiche geschehen – mit den gleichen ‚Sportwaffen'“, erklärte Roman Grafe, Sprecher der Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“, anlässlich des 15. Jahrestags des Amoklaufs am Montag.

Am 11. März 2009 hatte ein 17-jähriger ehemaliger Schüler der Albertville-Realschule in Winnenden 15 Menschen erschossen. In der Schule tötete er acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen. Auf der Flucht vor der Polizei erschoss er drei weitere Personen. Als die Polizei ihn stellte, tötete der Amokläufer schließlich sich selbst. Der Vater des Amokläufers, ein Sportschütze, wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, weil er seine Waffen nicht ordnungsgemäß weggeschlossen hatte.

Seit dem Winnender Amoklauf seien mehr als 130 Menschen in Deutschland mit Waffen von Sportschützen getötet worden, erklärte Grafe. Dies gelte trotz einer Verschärfung des deutschen Waffenrechts im Juli 2009. Das Waffenrecht in Deutschland sei „kriminell lasch“, kritisierte Grafe. Der Autor und Journalist hatte am Tag des Winnender Schulmassakers im Jahr 2009 mit anderen die Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“ gegründet. Ihr Ziel ist „ein Verbot tödlicher Sportwaffen, egal welchen Kalibers“.

Baden-Württembergs stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte anlässlich des Gedenktags: „Die entsetzlichen Ereignisse des 11. März 2009 haben tiefe Wunden hinterlassen. Die Erinnerung an die unschuldigen Opfer bleibt in unseren Herzen.“ Es gelte, aus der Vergangenheit zu lernen, „damit solche Taten zukünftig bestmöglich verhindert werden“. Die Gedanken der Landesregierung seien bei den Verstorbenen, ihren trauernden Angehörigen, Familien und Freunden, „freilich auch den Menschen, die zum Teil schwer verletzt wurden, darunter auch zwei Polizeibeamte“.