Initiative Maria 2.0 will Denkmal für Kardinal Hengsbach abbauen

Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Kardinal: Die katholische Reformbewegung Maria 2.0 fordert, den Kardinal-Hengsbach-Platz am Essener Dom umzubenennen und die Statue des Bischofs zu entfernen.

So sah die Statue von Kardinal Hengsbach aus
So sah die Statue von Kardinal Hengsbach ausImago / Michael Kneffel

Die katholische Reformbewegung Maria 2.0 zeigt sich erschüttert über die Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach. Zugleich forderte sie, den Kardinal-Hengsbach-Platz am Essener Dom umzubenennen und die dortige Statue des Bischofs zu entfernen.

„Wir sind entsetzt, dass, obwohl die Vorwürfe schon sehr lange im Raum stehen, bis heute dazu öffentlich geschwiegen wurde“, erklärten Maria 2.0 im Bistum Essen und Maria 2.0 Deutschland. Gefragt wird, warum die Vorwürfe gegen Hengsbach (1910-1991) nicht Gegenstand des veröffentlichten Missbrauchsgutachtens für das Bistum Essen sind. Notwendig sei weiterhin eine schonungslose Aufklärung.

Bistum Essen macht Missbrauchsverdacht öffentlich

Das Bistum Essen und das Erzbistum Paderborn, aus dem Hengsbach stammt, hatten den Missbrauchsverdacht gegen den Kardinal öffentlich gemacht. Demnach beschuldigte eine Person im Oktober vergangenen Jahres den Bischof. Angaben über die Art des Übergriffs, das Geschlecht oder das Alter machte das Bistum in diesem Fall nicht und begründete dies mit dem Persönlichkeitsschutz.

Eine weitere Anschuldigung stammt aus dem Jahr 2011 und bezieht sich auf das Jahr 1954 und damit auf Hengsbachs Zeit als Weihbischof in Paderborn. Eine Frau wirft ihm und dessen Bruder Paul, einem Priester, vor, sie als 16-Jährige missbraucht zu haben. Das Erzbistum Paderborn und der Vatikan stuften dies als nicht plausibel ein. Im Zuge der jüngsten Nachforschungen sei die Anschuldigung aber noch einmal geprüft und jetzt als glaubwürdig bewertet worden, so das Erzbistum.

2010: weitere Missbrauchsvorwürfe gegen Paul Hengsbach

In den Personalakten sei auch aufgefallen, dass eine weitere Frau im Jahr 2010 Missbrauchsvorwürfe gegen Paul Hengsbach erhoben hatte. Auch diese Vorwürfe seien erst als nicht greifbar eingestuft worden. Nach einer Beschwerde und erneuter Prüfung habe die Betroffene aber 2019 und noch einmal 2022 Zahlungen der Kirche in Anerkennung ihres Leids erhalten.