Industrieseelsorger: VW-Mitarbeitende brauchen einen, der zuhört

Ein offenes Ohr für jeden haben: Das ist die Aufgabe von Wolfsburgs Industrieseelsorger Dirk Wagner. In der angespannten Lage bei VW erzählen ihm die Menschen vor allem von ihren Existenzängsten.

Der Wolfsburger VW-Konzern steckt in der Krise
Der Wolfsburger VW-Konzern steckt in der KriseImago / Regios24

Die Stimmung bei vielen Mitarbeitern des Automobilkonzerns Volkswagen (VW) ist gedrückt, sagt der Wolfsburger Industrieseelsorger Dirk Wagner. “Es ruft gerade keiner Hurra. In einer Lage wie dieser sind viele Ängste da”, erklärte der evangelische Pastor der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei biete er den Menschen vor allem eins an: ein offenes Ohr.

Aktuell befindet sich der VW-Konzern in einer wirtschaftlichen Krise. Die Unternehmensführung hat angekündigt, einen strikten Sparkurs fahren zu müssen. Auch den Tarifvertrag für Beschäftigungssicherung hat VW gekündigt, was Kündigungen ab Mitte des kommenden Jahres möglich macht.

Junge VW-Mitarbeitende haben Existenzängste

Viele Menschen sorgten sich nun um ihren Job, so Wagner. Dies seien vor allem Menschen, die noch nicht lange bei VW arbeiten oder finanziell noch nicht abgesichert sind. “Ein Beispiel: Ein junger Mann hat ein Haus gekauft und sich verschuldet. Bei so jemandem können die aktuellen Diskussionen natürlich Existenzängste auslösen”, so der Pastor. Als Seelsorger wolle er für solche Menschen da sein: “Ich versuche den Leuten den Raum zu geben, ihre Geschichte zu erzählen und was in ihnen vorgeht. Das ist für viele schon eine Erleichterung.”

Auch VW-Betriebsrätin Daniela Cavallo kümmert sich um die VW-Mitarbeitenden
Auch VW-Betriebsrätin Daniela Cavallo kümmert sich um die VW-MitarbeitendenImago / Susanne Hübner

Unterstützung gibt es bei einem Netzwerk aus Hilfsstellen, etwa psychologischen Diensten. “Wolfsburg ist voll von kleinen Institutionen, die Hilfe leisten können. Je nachdem schicke ich Leute dann weiter zu Experten”, erklärte der Seelsorger.

Natürlich gebe es aber auch andere Personen, die zuhörten, etwa bei der IG Metall oder den VW-Betriebsräte. “Leute wie Betriebsrätin Daniela Cavallo machen sich gerade nach allen Regeln der Kunst stark für die Mitarbeiter”, sagt Wagner. Sein Vorteil sei, dass er sich als gänzlich unabhängiger Beobachter anbieten könne, der nicht von irgendeinem Betrieb, sondern von der Landeskirche Hannover bezahlt werde.

Industrieseelsorger Wagner hat Verständnis für Management

Wagner hofft, dass sich alle Parteien irgendwie einig werden. “Ich habe auch Verständnis für die Sorgen des Managements, die müssen alles irgendwie im Blick behalten.” Das sei nicht immer leicht. “Dass der Wind schärfer wird, das zeichnet sich ja schon seit einigen Monaten, wenn nicht in den letzten Jahren, ab. Zum Beispiel durch große Konkurrenz bei Elektroautos aus China. So was bekommt Volkswagen als Global Player zu spüren”, so Wagner.

Für diese großen Probleme des Konzerns und seiner Mitarbeiter habe er auch kein Erfolgsrezept. “Aber ich kann den Menschen den Rücken stärken, egal wem und wo. Natürlich auch über Glaubensgrenzen hinweg”, so der Seelsorger.