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Indigene in Kolumbien wollen Kohlemine “El Cerrejon” lahmlegen

Ab diesem Mittwoch wollen die Wayuu-Indigenen die wichtigsten Straßen in der kolumbianischen Kohleprovinz La Guajira blockieren. Die betroffenen Gemeinden beklagen Ausgrenzung und Umweltzerstörung.

Die Wut der Bevölkerung ist groß. “Wieder einmal wiederholt sich die Geschichte der Plünderungen in La Guajira, ohne dass unsere politischen Vertreter ihre Stimme erheben”, kritisiert Jose Silva in einem Radio-Interview. Er ist Sprecher der Organisation “Nacion Wayuu” für die Rechte der indigenen Bevölkerung in dem kolumbianischen Gebiet. Von Mittwoch an wollen die Ureinwohner alles lahmlegen in der Kohleregion im Nordosten des Landes.

In einer Stellungnahme vor den geplanten Protesten fordern sie ein Ende der “sozialen und ökologischen Schäden”, die durch den Steinkohletagebau “El Cerrejon” verursacht würden. Aus der Mine bezog nach internationalen Sanktionen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine, des Atomausstiegs und schrittweisen Kohleausstiegs auch Deutschland verstärkt Steinkohle zur Strom- und Energieversorgung.

Es geht allerdings im aktuellen Streit nicht nur um die Kohlemine “Cerrejon”, von den Einheimischen wegen ihrer Dimensionen “das Monster” genannt. Sie befürchten überdies, dass die Gewinne aus neuen Offshore-Gasprojekten in der Region wieder einmal an der besonders armen Provinz vorbeifließen.

Der halbstaatliche Erdöl- und Erdgaskonzern Petrobras hatte jüngst die größten Gasvorkommen Kolumbiens entdeckt. Die Ergebnisse der sogenannten Sirius-2-Bohrung könnten die derzeitigen Reserven Kolumbiens um 200 Prozent erhöhen, hieß es im Dezember in einer Mitteilung von Petrobras.

“Der gesamte Reichtum des Landes wird aus dem Departement La Guajira abgezogen. Wir haben jetzt den Fall der Gasförderung aus dem Bohrloch Sirius 2. Das Betriebszentrum wird sich aber woanders befinden”, kritisiert Indigenen-Sprecher Silva, der sich gewünscht hätte, dass La Guajira verstärkt eingebunden wird.

Die Konsequenz: “Wenn die Entwicklung des Landes von La Guajira ausgeht, aber La Guajira nicht davon profitiert, werden wir unser Gebiet abriegeln”, heißt es in einer Erklärung. Ab Mittwoch sollen die Straßen und Eisenbahnlinien blockiert werden. “Wir wollen nicht, dass ‘Cerrejon’ La Guajira verlässt, aber wir fordern, dass unsere Rechte respektiert werden und dass unser Volk in Würde leben kann”, betont Jose Silva.

Wie angespannt die Lage ist, zeigen Berichte über Angriffe auf Bahngleise. Anfang Januar soll ein Sprengstoffanschlag in der Gemeinde Maicao in La Guajira Teile der Gleise zerstört haben, über die Kohle aus der Mine zu den Häfen gebracht wird. Zuvor gab es bereits an Weihnachten einen Anschlag auf die Infrastruktur. Das Treffen einer Wayuu-Delegation mit der nationalen Direktorin für indigene Angelegenheiten, Roquelina Blanco, blieb am Wochenende zunächst ergebnislos.

Vorhaben, mit denen Kolumbien in der Region die Wende weg von der Kohle hin zu erneuerbaren Energien versuchte, erleben derweil Rückschläge. Kurz vor Weihnachten wurde gemeldet: Das Unternehmen mit den größten Windkraftprojekten in Kolumbien verlasse das Land. Ein Unternehmenssprecher sagte: “Nirgends haben wir so viele Probleme wie hier.” Sein Unternehmen EDP Renewables mit Sitz in Madrid suche nun einen Abnehmer für die kolumbianischen Projekte.