In unruhigen Zeiten einen klaren Kopf behalten – So geht’s
US-Wahl, Auflösung der Ampel-Koalition – in diesen Tagen überschlagen sich die Nachrichten. Bei vielen wächst die Verunsicherung. Was man tun kann, um einen klaren Kopf zu behalten.
Fachleute raten zu Besonnenheit und innerem Abstand – auch angesichts der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder dem Zerbrechen der Ampelkoalition.
To-Do 1: Vernunft bewahren
Der Philosoph Jean-Pierre Wils empfiehlt nach der US-Wahl mit aufgeheizter Polemik die Rückkehr zur Vernunft. Eine weitere Emotionalisierung der Debatte ist aus seiner Sicht wenig hilfreich. In der politischen Debatte sei mehr Vernunft dringend vonnöten. “Eine Polarisierung, die sich auf die Persönlichkeit des politischen Gegners richtet, führt zu einer heillosen Emotionalisierung, die nur Kaskaden der Steigerung kennt”, sagte Wils der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“Aus dieser Falle müssen wir ausbrechen, auch wenn uns das schwerfällt. Emotionalisierung führt zur enormen Schwächung der Argumentationskultur. Wir lösen damit kein einziges Problem”, mahnte Wils. Ein Rückkehr zu einer zivilisierten Auseinandersetzung sei aber dringend nötig. Dabei gelte es, die eigenen Emotionen zu bändigen, “ohne dass wir die tiefen ideologischen und politischen Differenzen ausblenden.”
To-Do 2: Zuversicht stärken
Die Theologin und Podcasterin Melanie Wolfers plädiert derweil dafür, die aktuellen politischen Entwicklungen auszuhalten, “ohne zu resignieren oder zynisch zu werden”. Zur Zuversicht gehöre, die Realität zunächst nüchtern wahrzunehmen. Wer bedrängende Gefühle zulassen könne, werde auch wieder fähig, “positive Zukunftsperspektiven zu entwickeln und daran mitzuwirken”.
Zuversicht zu stärken beginne damit, “gerade in Krisenzeiten den positiven Seiten des Lebens eine besondere Aufmerksamkeit entgegenzubringen”. Menschliche Nähe und Verbundenheit wirkten zudem wie ein “Anti-Resignativum”. Deshalb sei es wichtig, “auf andere Menschen zuzugehen, sie anzurufen, einander nahe zu sein”, um einander zu zeigen: “Du bist nicht allein. Es gibt viele, die die Welt ein Stückchen heller machen wollen. Wir sind viele.”
To-Do 3: Realitätscheck und das Filtern von Informationen
Nach Beobachtung der Psychologin Andrea Stachon-Groth erleben viele Menschen in Zeiten politischer Krisen und Unsicherheiten auch Angst und Stress: “Die Welt scheint unvorhersehbar”. Doch es gebe psychologische Strategien, “mit solchen Belastungen umzugehen und psychisch resilienter zu werden“. Dazu zählten ein Realitätscheck und das Filtern von Informationen. “Es hilft, vertrauenswürdige Quellen zu wählen und sich bewusst Pausen von Nachrichten und sozialen Medien zu gönnen.”
To-Do 4: Lernen, mit Unsicherheiten zu leben
Zugleich gelte es auch zu lernen, mit Unsicherheit zu leben, so die Leiterin der Ehe-, Familien und Lebensberatung im Bistum Münster. Wer die Fähigkeit entwickle, “Unsicherheiten zu tolerieren und auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein”, werde auch widerstandsfähiger. “Das bedeutet, flexibel und offen zu bleiben und sich daran zu erinnern, dass Krisen auch Chancen für persönliches Wachstum bieten können.”