In Kirche geschlossene queere Ausstellung soll an anderen Standort

Nach der Schließung der umstrittenen Queer-Ausstellung in der Nürnberger Kirche St. Egidien wird ein anderer Standort gesucht. Spätestens zum Finale der Prideweeks soll es so weit sein.

Rosa von Praunheim bei der Festivaleröffnung und der Premiere des Kinofilms She Came to Me auf der Berlinale 2023
Rosa von Praunheim bei der Festivaleröffnung und der Premiere des Kinofilms She Came to Me auf der Berlinale 2023Imago / Future Image

Nach der Schließung einer Ausstellung mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim in der Nürnberger Kirche St. Egidien wird ein anderer Standort gesucht. „Aktuell arbeiten wir mit dem Egidier Kulturpfarrer Thomas Zeitler daran, einen neuen Ausstellungsort von „Jesus liebt“ zu finden, damit sie spätestens zum Finale der Prideweeks allen auswärtigen und Nürnberger Teilnehmenden zur Besichtigung und eigenen Bewertung zur Verfügung steht,“ teilte der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg mit. Dass die Kirchengemeinde die Schau geschlossen hat, habe man „mit sehr großem Bedauern“ zur Kenntnis genommen.

CSD-Förderverein zur Schließung: „fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche“

Die Ausstellung war am 21. Juli als Programmbestandteil der „Pride Weeks“ des Christopher Street Days (CSD) Nürnberg eröffnet worden – nach massiver Kritik und Anfeindungen wurde sie am Montag darauf zunächst vorübergehend geschlossen. Die gezeigten Bilder setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokante, teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befanden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet sind. Der Kirchenvorstand beschloss am Donnerstag, die Schau nicht mehr zu öffnen.

Der CSD-Förderverein nannte die Schließung ein „fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche“. Diese sei im konkreten Fall kein sicherer Ort für queere Menschen und ihre Kultur gewesen. Man habe mit der Schließung der Ausstellung „ganz klar eine Auseinandersetzung verloren“, hieß es weiter. Demokraten dürften sich aber nicht durch Hassbotschaften zensieren lassen.

Arbeitskreis Bekennende Christen in Bayern: Bilder haben provoziert

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche hatte kritisiert, dass die Ausstellung offensichtlich nicht wegen der gezeigten Bilder abgebrochen worden sei, sondern wegen der „Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut“. Dagegen erklärte der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletze und absichtlich „mit ins Pornografische gehenden Bildern“ provoziere. Die in der Kirche gezeigten Bilder hätten „eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung“.

Praunheims Bilder werden seiner Auskunft zufolge nach dem Nürnberger CSD erneut zu sehen sein: ab Anfang Oktober in der Kunstbehandlung in München und ab Anfang Dezember in der Kunstkantine in Hamburg.