In Emder Kirche ertönt Friedens-Oratorium mit Muezzin-Ruf

In der evangelisch-reformierten Neuen Kirche in Emden soll am kommenden Sonntag (22. September) im Rahmen des musikalischen Antikriegsstückes „The Armed Man“ auch der Gebetsruf eines Muezzins ertönen. Das Oratorium des walisischen Komponisten Karl Jenkins wird ab 17 Uhr unter der Leitung von Landeskirchenmusiker Hauke Scholten aufgeführt, wie Kirchensprecher Ulf Preuß am Montag mitteilte.

„Karl Jenkins komponierte diese im Jahr 2000 uraufgeführte ‘Messe für den Frieden’ unter den schrecklichen Eindrücken des Kosovokrieges und widmete sie den Opfern“, führte Preuß aus. Ausführende in Emden sind seinen Angaben zufolge das vor kurzem neu gegründete Vokalensemble der reformierten Kirche zusammen mit einem Projektorchester und der Konzertmeisterin und Violinisten Agnes Scheffler aus Bremen. Als Solistin tritt die Sopranistin Meike Heegardt auf. Für den Gebetsruf ist Bilal Güney von der Islamischen Föderation Bremen zuständig.

Die Aufführung des Stückes in evangelischen Kirchen hatte in der Vergangenheit wegen des muslimischen Gebetsrufes mehrfach zu Protesten geführt. So musste in Bremen ein Konzert in der evangelischen Friedenskirche unter Polizeischutz gestellt werden, Gemeindepastor Bernd Klingbeil-Jahr hatte im Vorfeld zahlreiche Hassmails erhalten.

Im Berliner Dom durfte das Werk nicht aufgeführt werden, weil es dem Domkirchen-Kollegium nicht akzeptabel erschien, dass das Glaubensbekenntnis des Islam in einer Kirche laut wird. Auch in der evangelischen Stadtkirche Rotenburg bei Bremen gab es Streit. Kritiker bemängelten, ein Muezzin dürfe nicht in der Kirche singen. Für sein Schaffen hat Jenkins kürzlich den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2024 erhalten.