In Eisen gegossen

Mal geschunden, mal gestrauchelt, mal schroff: Der Mensch steht im Mittelpunkt einer Ausstellung mit Werken von Anna Franziska Schwarzbach, die das Bremer Bildhauermuseum Gerhard-Marcks-Haus ab Sonntag zeigt. Der Titel der Schau „Alles Eisen“ ist Programm, denn bis zum 23. Februar sind in der Präsentation ausschließlich Arbeiten aus Eisenguss zu sehen. Schwarzbach sei eine der wichtigsten figürlichen Bildhauerinnen der Gegenwart, sagte am Donnerstag bei einem ersten Rundgang Museumsdirektor Arie Hartog.

„Und sie gehört zu den wenigen Leuten, die sich ausführlich mit Eisenguss beschäftigen“, ergänzte der Kunsthistoriker. Das habe seine Gründe. „Der Eisenguss ist eine Technik mit eigenen Tücken, weshalb es in der Geschichte der Bildhauerei durch Bronze abgelöst wurde.“ Wer eine perfekte Umsetzung seiner Idee suche, halte sich fern davon.

Das Eisen werde heißer gegossen und verliere schneller seine Fließfähigkeit, erläuterte Kuratorin Veronika Wiegartz. Doch gerade die Tücken sind es, die Schwarzbach interessieren. Sie nutzt bei ihren Figuren den Guss mit seiner unvorhersehbaren, schroffen Oberfläche, um Verletzlichkeit und Versehrtheit in ihren Werken auszudrücken.

Dabei interessiert sie sich auch für die Spuren, die im Gussprozess entstehen und die anhand ihrer Skulpturen nachvollzogen werden können. Und sie zeigt sich in Bremen als exzellente Porträtbildhauerin, deren Gesamtwerk immer wieder von außergewöhnlichen Köpfen geprägt ist.

Schwarzbach, im Erzgebirge geboren, entdeckte den Eisenkunstguss um 1987, in der Spätphase der DDR. In ihrer Kunst, die Figur und Montage verbindet, ist das Nicht-Perfekte, das Brüchige zentral. Das Mangelhafte müsse Teil der Kunst sein, sagte die 75-jährige Künstlerin, die in Berlin lebt und arbeitet: „Auch Fehlgüsse gehören dazu.“

Arbeiten von Schwarzbach befinden sich unter anderem in der Nationalgalerie Berlin, dem Berliner und Mannheimer Kupferstichkabinett und dem Münzkabinett des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Ihre Figuren stehen an vielen Orten im öffentlichen Raum, vor allem auf Straßen und Plätzen Berlins. Darunter ist auch das „Mahnmal für die Opfer der Hirnforschung“ zum Gedenken an Euthanasieverbrechen der NS-Zeit auf dem Berliner Wissenschaftscampus Buch im Stadtteil Pankow.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Kunstgussmuseum im brandenburgischen Lauchhammer, wo 2025 das 300-jährige Jubiläum des Eisengusses in Deutschland gefeiert wird. Durch ihre eigenen praktischen Erfahrungen mit dem Eisenguss habe sich Schwarzbach großes Wissen über die Geschichte dieser Technik angeeignet, sagte Hartog und betonte: „Mit der Ausstellung senden wir Geburtstagsgrüße nach Lauchhammer.“