In die Luft gegangen

Jahrzehntelang hat sich Lotte-Marie Pötter um die Kirche von Jesendorf bei Wismar gekümmert. Als Dankeschön hat die 90-Jährige vom Förderverein einen Rundflug über ihre Kirche bekommen – und war begeistert.

Lotte-Marie Pötter und ihr Sohn Ulrich sahen die Region um Jesendorf aus der Höhe
Lotte-Marie Pötter und ihr Sohn Ulrich sahen die Region um Jesendorf aus der HöheKerstin Erz

Jesendorf. Sie ließ es sich während der Restaurierungsarbeiten der Jesendorfer Kirche nicht nehmen, ins offene Dach, ja sogar bis auf den Turm der Kirche zu klettern – von Höhenangst keine Spur. Zugegeben: Das war vor 30 Jahren. Damals allerdings hätte sie nie daran gedacht, dass sie einst als 90-Jährige noch höher hinaus, nämlich 500 Meter, in einer Cessna über ihrer geliebten Jesendorfer Kirche kreisen würde.

Lotte-Marie Pötter war für ihr Lebenswerk, der Rettung der Jesendorfer Kirche, von Bischof Tilman Jeremias mit der Bugenhagenmedaille, der höchsten Auszeichnung der Nordkirche, ausgezeichnet worden. Ehrenamtlich gründete sie den „Förderverein für den Erhalt der Dorfkirche Jesendorf“ und stand diesem als Vorsitzende vor. Neben dieser Auszeichnung ist sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Bei dem Festakt nach dem Gottesdienst im März in Jesendorf südlich von Wismar wurden ihre Verdienste um den Erhalt der Jesendorfer Dorfkirche ausgiebig gewürdigt.

Aufregung vor dem Start

Und sie erhielt von ihrem Nachfolger im Vorsitz des Fördervereins, Martin Maercker, als Geschenk einen Bildband mit Luftbildern von Mecklenburg und als besondere Beigabe einen Gutschein für einen Rundflug über ihre Heimat und „ihre“ Jesendorfer Kirche.

Jetzt war es soweit: In Begleitung ihres Sohnes Ulrich Pötter bestieg die Seniorin in Rostock-Laage die Cessna mit Fördervereinsmitglied Christof Munzlinger am Steuer. „Ich war vorher sehr, sehr aufgeregt. Schon Tage zuvor versuchte ich mich immer wieder zur Ruhe zu zwingen“, gestand Lotte-Marie Pötter. „Aber dann ging alles so schnell, und es war so schön!“

„Einfach nur ein Traum!“

Pilot Munzlinger hob mit seinen beiden Gästen ab zu einer ausgedehnten Runde über Westmecklenburg. Sie überflogen Rostock, Wismar, Jesendorf, Schwerin, Sternberg und Güstrow. Lotte-Marie Pötter genoss den Blick aus der Vogelperspektive. „Als die Kleinstaaterei noch war, war alles so bunt. Heute war alles so wunderbar grün, viele kleine grüne Inseln, die blauen Seen, das Meer. Ich hätte stundenlang fliegen können“, freute sie sich. „Natürlich sind wir auch über Jesendorf geflogen. Meine Kirche von oben. Wie wundervoll. Aber mein Elternhaus in Jesendorf konnte ich nicht entdecken. Das Flugzeug flog viel zu schnell. So schnell konnte ich gar nicht denken, wie ich geflogen bin“, sagte sie hinterher lachend.

Nach mehr als einer Stunde stieg Lotte-Marie Pötter begeistert aus dem Flugzeug – und wird wohl noch lange davon schwärmen, wie schön ihr Heimatort Jesendorf und die Dorfkirche auch von oben aussehen. „Dieser Flug war einfach nur ein Traum, es war wie im Märchenland! Dass ich das in meinem Alter noch erleben durfte“, so die 90-Jährige.