In die andere Richtung

Darüber, wie man den richtigen Weg einschlägt, schreibt Isabelle Wolffson. Sie ist Pastorin der Kirchengemeinde Zarpen bei Lübeck.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Da machte sich Jona auf den Weg, aber genau in die andere Richtung.“ aus Jona 1 + 2

Ich gehe los und gehe links und rechts und wieder rechts und stelle fest, ich stecke fest. Nichts geht mehr. Das große Meer in meinem Kopf – zum Tümpel geschrumpft. Kurz geht der Blick nach vorne. Ich stelle wieder fest, ich stecke fest. Kurzsichtig bin ich geworden.

Die andere Richtung wäre es gewesen – vielleicht. Gibt es dich oder nicht, Gott? „Jona“, sagst du, „mach dich auf.“ Da machte sich Jona auf den Weg, aber genau in die andere Richtung.“

Das Meer, es tobt. Das Leben tobt um mich herum. Und ich? Ich stelle fest, ich stecke fest. Nichts geht mehr. Vielleicht wäre es anders gekommen, hätte ich den krummen Weg genommen, nicht den geraden.

Jona hast du den Fisch geschickt. Das Meer, es tobte. Der Fisch, er schluckte. Nichts ging mehr. Jona im Fisch. Den Blick aufs große Meer verstellt. Und doch so sehr im Meer, wie’s mehr gar nicht geht.

Die andere Richtung wäre es gewesen, Jona. Richte mich nicht, Gott. Gott hörst du mich? Ich suche dich. Allein komme ich nicht raus. Schick mir den Fisch, der mich wärmt und schützt und trägt und bewegt. Lass mich drei Tage ruhen und spuck mich aus.

Spuck mich an Land. Richte mich auf. Ich will aufs Meer sehen – und gehen.

Unsere Autorin
Isabelle Wolffson ist Pastorin in der Kirchengemeinde Zarpen bei Lübeck.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.