In den Fußstapfen des Abts

Rund 2000 Kilometer in drei Monaten – das haben sich Janka Davids und Julia Weissenhorner vorgenommen. Gemeinsam pilgern sie von Stade nach Rom und wollen dadurch auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.

Die beiden Bergedorferinnen Janka Davids und Julia Weissenhorner pilgern nach Rom – für sich und einen guten Zweck.
Die beiden Bergedorferinnen Janka Davids und Julia Weissenhorner pilgern nach Rom – für sich und einen guten Zweck.epd/Bettina Albrod

Bergedorf. Im Jahr 1236 schnürte Abt Albert von Stade sein Säckel und machte sich auf die 2000 Kilometer lange Pilgertour vom Kloster Stade nach Rom. 2021 machen die beiden Bergedorferinnen Janka Davids (49) und Julia Weissenhorner (54) es ihm nach: Ende Juli packten sie ihren Rucksack und machten sich auf, in seinen Fußstapfen auf der „Via Romea Germanica“ von Stade aus nach Rom zu laufen. Im Oktober wollen sie dort ankommen. Ihre Wandertour verbinden sie mit einem guten Zweck. „Wir sind seit vielen Jahren befreundet und schon seit sechs Jahren im Urlaub gemeinsam zum Wandern unterwegs“, erzählt Janka Davids, inzwischen im Harz angekommen.

Unterwegs mit Rucksack und Zelt

Als sie von einem Ehepaar las, das die Via Romea gelaufen war, fiel der Entschluss, das auch zu machen. Ihre Ehemänner lassen es lieber ruhiger angehen, deshalb beschlossen die beiden Frauen, allein loszugehen. Die Freundinnen beantragten ein Sabbatical, dann brachen sie auf. „Wir sind mit Rucksack und Zelt unterwegs“, schildert Janka Davids die Reise, „pro Tag schaffen wir 20 bis 30 Kilometer.“ 16 Kilogramm Gepäck haben sie dabei. Im Gepäck sind auch der Google-Übersetzer und das Handy, denn jeder Schritt in Richtung Rom hilft auch Opfern häuslicher Gewalt. „Wir begleiten unsere Pilgertour auf Instagram und rufen zur Unterstützung der Hilfsorganisation Patchwork. Frauen für Frauen gegen Gewalt in Hamburg auf.“

Mit Zuversicht Richtung Rom

Die ersten Etappen brachten ihnen Blasen an den Füßen ein, aber mittlerweile haben sie ihr Tempo gefunden. „Wir wollen testen, wie es ist, drei Monate lang in der Natur unterwegs zu sein und eine Auszeit zu haben.“ Mal im Zelt, dann wieder in Pilgerherbergen oder bei Freunden, irgendwo kommen die beiden Pilgerinnen immer unter. „Ich bin Mitglied der freien evangelischen Gemeinde Hamburg-Bergedorf, dadurch bestehen auch Kontakte zu anderen Gemeinden unterwegs, die uns aufnehmen“, so Janka Davids.

Zum Auftakt der Pilgertour gab es einen Reisesegen, am Ende wartet Rom. „Wir haben viele unterschiedliche Begegnungen, in Celle haben wir zwei andere Pilgerinnen beim Kloster Wienhausen getroffen und gute Gespräche geführt. Wir erleben so viel Schönes auf einmal, das müssen wir erst mal verarbeiten.“ Mit sich führen sie ein Pilgerbuch, in dem sie die Pilgerstempel sammeln, kleine Erlebnisse aufschreiben oder Zeichnungen aufheben, die sie unterwegs bekommen haben. „Wir werden oft angesprochen und gefragt, wer wir sind und wo wir hinwollen.“

„Wir verlassen einander nicht“

Sie wollen nach Rom, und sie wollen zu sich, und das zu zweit. „Über die Jahre haben wir schon viele Themen miteinander besprochen“, sagt Janka Davids, „aber es gibt natürlich auch Momente, wo man Bedürfnisse miteinander klären muss.“ Achtsamer Umgang miteinander ist ihnen wichtig, „wir verlassen einander nicht, auch wenn es unterschiedliche Zugänge zu wichtigen Fragen gibt“.

Für die Sehenswürdigkeiten, die auf ihrem Weg liegen, ist kaum Zeit. „Spätestens Ende Oktober wollen wir in Rom ankommen.“ Dort soll Zeit bleiben, die Vatikanischen Gärten zu sehen – ein Traum von Janka Davids, seit sie 2003 auf Hochzeitsreise in Rom und nicht in den Gärten war. Zurück geht es mit dem Zug. Zwar ist Abt Albert zurückgelaufen, aber für die Pilgerinnen dauert das zu lange.

Wer die beiden virtuell begleiten möchte, kann das bei Instagram unter janka.und.julia. Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten gibt es auf www.jaundju.de.