In den Ferien durch die Kirche

Schüler in Benz auf Usedom sind jetzt ausgebildete Kinderkirchenführer – und bereit, ihr fundiertes Wissen mit interessierten Besuchern bereitwillig zu teilen.

Sieben Schüler aus Benz erzählen Gästen von ihrem fundierten Wissen über die St.-Petri-Kirche
Sieben Schüler aus Benz erzählen Gästen von ihrem fundierten Wissen über die St.-Petri-KircheDietmar Pühler

Von Dietmar Pühler

Benz. Ein Schuljahr lang hatten sieben Schüler der Klassen 2 bis 4 in der Evangelischen Schule Benz eine Ausbildung zum Kirchenführer gemacht. Jetzt, nach einer Prüfung, haben sie ihren Kirchenführer-Ausweis in der Tasche. Und eine Urkunde als "Ausgebildeter Kirchenführer für die Benzer St.-Petri-Kirche" gab’s auch. "Die Kinder haben sich freiwillig zusammengefunden", erklärt Kursleiterin Vera Bäßmann, die als Gemeindepädagogin in Morgenitz arbeitet. "Jede Woche haben wir uns dienstags nachmittags getroffen. Es ist toll, dass die Kinder nach einem langen Schultag mitgemacht haben, obwohl da die Konzentration eigentlich nicht mehr ganz so groß ist", lobt sie ihre glorreichen Sieben, die sogleich ihr Können unter Beweis stellen.

"Besucher müssen pünktlich sein"

Jasper Möller-Titel hat einen gewissen Heimvorteil. Der Sohn der Benzer Pastorin kennt die Kirche natürlich am allerbesten, ist dort quasi aufgewachsen. Keck kündigt er an: "Ich mache hier jeden Mittwoch um 15 Uhr eine Kirchenführung. Die Besucher müssen pünktlich sein. Treffpunkt ist hier draußen an der Glocke. Mit fünfzig Cent pro Person und einer halben Stunde Führung will er sich sein Taschengeld aufbessern. Erfahrung hat er schon gesammelt: "Ich habe Vera schon mal rumgeführt". So erläutert Jasper ganz cool, warum die Glocke auf dem Boden vor der Kirche steht: "Diese Glocke hatte Glück, dass sie im Krieg nicht eingeschmolzen wurde. Sie war schon zu verrostet". Jetzt beherbergt sie einen Geo-Cache, verrät der frischgebackene Kirchenführer.

Interessierte Gäste erhalten fundiertes Fachwissen

In der Kirche macht Hanna Bruder weiter mit der Führung. "Das Kirchenschiff ist mit das älteste an der Kirche. Sie war früher katholisch. Das sieht man an der Altarschranke", erklärt sie, um gleich auf den Steinsockel für ein Taufbecken hinzuweisen, der aus der Anfangszeit der Kirche stammt. In der Kirche habe es auch eine Gruft gegeben, in der der Ritter von Küssow beigesetzt wurde. Jetzt steht die Grabplatte des Ritters an der Seitenwand des Altarraumes. "Der hat im Schloss Pudagla gewohnt", klärt Hanna auf. Bekannt ist die Benzer Kirche auch für ihre mehr als hundert verschiedenen Sterne an der Holzdecke. Greta Pussehl ist jetzt an der Reihe und nimmt die Gruppe mit hoch auf die Orgelempore. "Es gibt hier zwei identische Sterne", lässt sie wissen. Raffael Labahn öffnet unterdessen die Tür zum Innenleben der Orgel. "Die Orgel nennt man auch die Königin der Instrumente, weil sie so groß ist. Die sichtbaren Pfeifen sind aber alle nicht echt", erzählt Raffael.

Lehrreiches Wissen auch für Erwachsene

Ihr wöchentlicher Kirchenführer-Unterricht fand sowohl in der Pfarrscheune als auch in der Kirche statt. "Wir waren aber auch mehrmals in der Mellenthiner Kirche", erläutert Vera Bäßmann. Denn es gehe grundsätzlich um die Merkmale und Ausstattung eines Kirchengebäudes. "Ein bisschen haben wir in den Kinder-Kirchenführer ‚St. Petri‘ geguckt", sagt sie mit Verweis auf das Büchlein, das vor genau zehn Jahren von Kindern des Kinderhauses Himmelschlüsselchen angefertigt wurde. Die sieben Benzer Schüler haben Wissen angeeignet, das auch für Erwachsene lehrreich ist. So sollen die ausgebildeten Kirchenführer künftig bei Veranstaltungen der Schule interessierten Besuchern die Kirche zeigen und erläutern.
Wie Vera Bäßmann betont, hat die Evangelische Schulstiftung die Arbeitsgemeinschaft finanziell gefördert. Sie hofft, dass auch im kommenden Schuljahr mit dem Projekt weitergemacht werden kann.