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Mit Blumen und Kräutern: Die Mariä-Himmelfahrt-Tradition im Süden

Farbenfrohe Blumensträuße gehören in Gottesdienste zu Mariä Himmelfahrt. In Bollschweil bei Freiburg bereitet eine unermüdliche Frauengruppe die Kräuterbüschel vor.

Es gibt verschiedene Erklärungen, warum zum katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt bunte Sträuße gebunden werden
Es gibt verschiedene Erklärungen, warum zum katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt bunte Sträuße gebunden werdenIMAGO / Eibner

Routiniert wählt Renate Moll Kräuter und Blumen aus. Rosmarin, Johanniskraut, wilde Möhre, Goldrute, Blutweiderich, Salbei, Thymian, Rainfarn und für die Mitte eine Rose. Mit rotem Bast zusammengebunden, ist der Kräuterbüschel in wenigen Minuten fertig. “Unsere Gruppe trifft sich seit rund 15 Jahren immer vor Mariä Himmelfahrt und bindet die Sträuße, die wir dann im Festgottesdienst und in der Gemeinde verteilen.”

Im Erzbistum Freiburg ist die Tradition der Kräutersträuße in vielen Orten lebendig. Berühmt sind die wagenradgroßen Büschel von Gengenbach (Ortenaukreis). Für Renate Moll und ihre Mitstreiterinnen zählt nicht die Größe. “Uns geht es um die Gemeinschaft. Wir bringen die Sträuße auch zu Kranken, die nicht mehr in den Gottesdienst kommen können – als Zeichen, dass wir an sie denken”, sagt die Bollschweiler kfd-Vorsitzende Monika Kenk.

Maria Himmelfahrt ist bereits mehr als 1.500 Jahre alt

Warum zum traditionsreichen, katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt am 15. August die bunten Sträuße gebunden werden – dafür gibt es mehrere Erklärungen. Eine Legende berichtet, dass Maria in ihrer Todesstunde vom auferstandenen Christus begleitet wurde, und plötzlich ein himmlischer Duft nach Kräutern die Luft erfüllte. Eine weitere Erzählung verweist auf Maria als Königin der Schöpfung.

Belegt ist, dass die Tradition des kirchlichen Festes gut 1.500 Jahre zurückreicht. Die oströmische Kirche nahm es schon im Jahr 431 offiziell in ihren Festkalender auf. In Deutschland wird die – in der Bibel nicht beschriebene – Aufnahme Marias in den Himmel seit dem 9. Jahrhundert gefeiert. In katholischen Regionen der Bundesrepublik, vor allem in Süddeutschland, ist das auch großer Frauentag genannte Fest neben den Kräuterweihen häufig mit Lichterprozessionen verbunden.

Farbenfroh und duftend

In der Bollschweiler Dorfkirche werden die kfd-Frauen ihre farbenfrohen und duftenden Sträuße im Gottesdienst segnen lassen und dann an die Besucher verteilen. “Häufig bekommen wir eine kleine Spende, die wir für unsere soziale Arbeit verwenden”, berichtet Monika Kenk.

Während die ersten Frauen beim Sträußebinden eine kleine Kaffeepause im trotz Sommerhitze kühlen Pfarreikeller machen, arbeitet Renate Moll mit zwei weiteren Damen unermüdlich weiter. Dutzende Sträuße sind bereits fertig. Die Kräutervorräte gehen langsam zu Ende. Die Frauen sind überzeugt, dass die Kräuterweihe eine Zukunft haben wird – auch in der nächsten Generation. “Wir Älteren machen weiter, solange wir können”, sagt Moll lächelnd. “Und dann entsteht bestimmt wieder etwas Neues.”