Im Lichte des Kreuzes

„licht.weg“ – so lautet der doppeldeutige Titel einer doppelten Ausstellung in Hamburg. Werke des Künstlers Ludger Hinse führen in zwei Hamburger Kirchen durch die Passionszeit.

Mit seinen Lichtkreuzen schmückt Ludger Hinse Kirchen
Mit seinen Lichtkreuzen schmückt Ludger Hinse KirchenPrivat

Hamburg. Ein Kreuz in der Kirche ist eigentlich nichts Besonderes, viele Kreuze dagegen schon: In den beiden Kirchen in den Hamburger Stadtteilen Winterhude und Uhlenhorst hängen derzeit gleich mehrere Kreuze. Sie stammen vom Künstler Ludger Hinse, dessen Lichtkreuze und Malerei international Beachtung finden. Die Ausstellung „licht.weg“ in der Matthäuskirche und der Heilandskirche wird bis Ostern mit einem Programm aus Konzerten, Andachten, Vorträgen, Lesungen und Ausflügen begleitet.

„Ich habe vor einigen Jahren zufällig in der Zionskirche in Berlin ein Lichtkreuz von Ludger Hinse gesehen“, sagt Pastor Matthias Liberman. Spontan kontaktierte er den Künstler aus Dülmen, um die Arbeiten auch in Hamburg zu zeigen. Der sagte zu. „Bedingung war aber, dass wir ein Motto haben und ein Begleit-Programm dazu entwickeln.“ Dabei habe man sich wegen der Doppeldeutigkeit für „licht.weg“ entschieden – zum einen das fehlende Licht, zum anderen der Weg hin zum Licht. „Das greift das interessantes Spannungsverhältnis von Kreuz und Licht auf“, erklärt Liberman, „in Hinses Arbeiten ist Karfreitag ebenso drin wie Ostern.“

Erstes Exemplar in Chile

Ludger Hinse fertigt Lichtkreuze aus changierendem und farbigem Acrylglas, die zusätzlich mit Spiegelung und Lichtbrechung arbeiten. Zusätzlich malt er Tafelbilder mit weißen Kreuzen. Elf Kreuze und Tafelbilder sind in Hamburg zu sehen, die teils schon in den großen Museen der Welt gezeigt wurden. „Mein erstes Kreuz habe ich 1997 gestaltet“, erklärt Hinse. „Damals war ich in Santiago de Chile und habe gehört, dass dort Mütter mit Fotos ihrer verschwundenen Söhne gegen das Pinochet-Regime protestiert haben. Dabei trugen sie einfache Holzkreuze wie einen Schutzschild, und ihnen ist nichts passiert. Ich habe noch in der Nacht damit angefangen, Kreuze zu zeichnen.“

Künstler Ludger Hinse
Künstler Ludger HinsePrivat

Dabei ist er geblieben. Die Macht des Symbols fasziniert den Künstler, der 2007 seine erste Ausstellung hatte. Das Symbol des Kreuzes ist bei ihm eng mit dem Symbol des Lichts verbunden. „Das Kreuz steht für Leid und Auferstehung und ist ein ambivalentes Symbol“, erläutert Hinse. Zum einen verweise es auf den Kreuzestod Jesu, zum anderen auf Erlösung und Auferstehung.

„Das Kreuz in der Kirche zeigt das Leid. Mit der Lichtsymbolik wird die Leidenssymbolik durchbrochen, Menschen sehnen sich auch nach dem Licht.“ In seiner Kunst würden somit zwei gewichtige Symbole miteinander verbunden. „Meine Lichtkreuze sind keine Kreuze, die niederdrücken, sondern der Versuch, das himmlische Licht einzufangen.“

Lichtkreuze in vielen Kirchen

Das Doppelsinnige findet sich auch in anderen Arbeiten. So ist in der Ausstellung ein Tablettenkreuz von Hinse zu sehen. „Tabletten verweisen einerseits auf medizinische Hilfe, sie beinhalten aber auch mögliche Abhängigkeit und Krankheit“, sagt der Künstler, der auch hier zwei Gesichter des Kreuzes zeigen will. Seine Lichtkreuze hängen mittlerweile in vielen Kirchen, unter anderem in Berlin, Bautzen, Heidelberg, Münster, Köln, Norderney und Oldenburg, aber auch in der Schweiz, in den Niederlanden oder in Schottland. „Viele Gemeinden haben sich nach einer Ausstellung dazu entschlossen, ein Lichtkreuz für ihre Kirche zu kaufen“, sagt Hinse.

Ob auch die Hamburger Kirchengemeinde ein Lichtkreuz erwirbt, ist noch offen. „In der Heilandskirche pendelt ein zwei mal zwei Meter großes Lichtkreuz im Raum“, sagt Pastor Liberman. „Das Pendelkreuz bildet einen eindrücklichen Kontrast zum Riesenchristus, der raumprägend ist, und sorgt für ein interessantes Miteinander.“ Glas, Leichtigkeit und Farbe stünden im Gegensatz zu der Schwere der Holzfigur. „Das erzielt eine gute Wirkung in der Heilandskirche, die sonst eher schlicht ist.“

Wichtige Botschaft

In der Matthäuskirche werde ein kleines Wandkreuz gezeigt, hier habe die Statik der Decke nicht erlaubt, etwas aufzuhängen. Ludger Hinse will mit seinen Lichtkreuzen eine wichtige Botschaft vermitteln: „Wir sollen nie vergessen, dass wir auch in düsterer Zeit auf dem Weg zum Licht sind.“

Info
Die Lichtkreuz-Ausstellung „licht.weg“ wird bis 18. April in der Heilandskirche und der Matthäuskirche in Winterhude-Uhlenhorst gezeigt. Das Programm dazu in der Passionszeit findet sich hier.