Im Duckdalben können Seeleute „wieder Mensch werden“

800.000 Seeleute aus aller Welt haben den Seemannsclub schon besucht. Beim Gottesdienst zum 30. Geburtstag schauten auch die Bischöfin und der Wirtschaftssenator vorbei.

Mitarbeiter des Seemannsclubs Duckdalben im Einsatz (Archivbild)
Mitarbeiter des Seemannsclubs Duckdalben im Einsatz (Archivbild)Rolf Schulten / epd

Hamburg. Mit einem Gottesdienst ist der Internationale Seemannsclub Duckdalben in Hamburg in seine Festwoche zum 30-jährigen Bestehen gestartet. Bischöfin Kirsten Fehrs nannte den Club einen "Ankerplatz des Lebens". Der Duckdalben sei eine "mitten in den Hafen hineingebaute und hineingepflanzte Willkommenskultur", sagte sie in ihrer Predigt. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) überbrachte die Grüße des Senats.
Zum Programm der Festwoche zählen Hafentour, Sportfest und Ehemaligen-Treff. An diesem Sonnabend, 3. September, gibt es eine große Duckdalben-Party. Seit Gründung besuchten knapp 800.000 Seeleute aus aller Welt den Club, rund 100 kommen täglich.

Alles "liebevoll durchdacht"

Sie sei "dem Herrgott von Herzen dankbar, dass es diesen Ort gibt", sagte die Bischöfin. Im Duckdalben werde Gastfreundschaft praktiziert. Alles sei "liebevoll durchdacht und auf die Bedürfnisse der Seeleute zugeschnitten". Allein die Holzverkleidung der Wände biete einen Kontrast zu den Stahlkästen draußen auf See. Die Billardtische seien "bester Beleg dafür, dass man nun wieder festen Boden unter den Füßen hat". Und mancher entwöhnte Seemannsfuß wage sich ohne Schuhe und Strümpfe hinaus auf das frische Grün des Rasens im Garten.
Liebevoll achte man hier auch auf Grundbedürfnisse, sagte Fehrs weiter. Etwa, dass die Menschen mit ihrer Heimat kommunizieren können, auf allen Kanälen und mit schneller Verbindung. Oder das Geldwechseln, die ärztliche Sprechstunde. All dies gehöre zur Aufgabe eines christlichen Seemannsclubs. Schon der Apostel Paulus habe gesagt: "Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen."

Friedliches Miteinander der Religionen

Es sei "nicht menschengemäß, wochen- und monatelang ohne größere Abwechslung und dafür mit sehr viel Knochenarbeit in eine Welt aus Stahl und Diesel gesteckt und hinaus aufs Meer geschickt zu werden", sagte Fehrs. Im Duckdalben finde eine Art Erdung statt. Man könne es auf den einfachen Satz bringen: "Wieder Mensch werden". Reden, Sorgen teilen, gemeinsam essen und trinken, Basketball spielen, musizieren und singen. Unterstützt von über 100 Ehrenamtlichen.
Im Duckdalben sei Gemeinschaft das Konzept. Das gelte auch für den Glauben und die Religion. Fehrs zitierte Seemannsdiakon und Duckdalben-Leiter Jan Oltmanns: "Hier sind wir beste Freunde, egal, was draußen in der Welt geschieht." Der beeindruckende "Raum der Stille" im Duckdalben sei "ein einzigartiger interreligiöser Lernort hier in Hamburg und vielleicht sogar bundesweit". Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Sikhs und Daoisten würden "in dieser Oase" die Symbole ihres Glaubens finden – im friedlichen Miteinander der Religionen und Nationen. "Hier im Duckdalben wird immer wieder neu die Hoffnung geboren", sagte die Bischöfin. (epd)