Im Dialog mit den Muslimen

Er ist neu in seinem Amt: Seit dem 1.Januar arbeitet Sönke Lorberg-Fehring als Islam-Beauftragter der Nordkirche. Erfahrung mit Muslimen hat der Pastor allerdings schon viele gesammelt.

Sönke Lorberg-Fehring mit Koran und Bibel
Sönke Lorberg-Fehring mit Koran und BibelTimo Teggatz

Hamburg. Pastor Sönke Lorberg-Fehring spricht ungern von "dem" Islam. Wer Muslime in Westafrika, Pakistan oder Indonesien vergleiche, werde eine große Vielfalt entdecken, sagt der neue Islambeauftragte der Nordkirche. Der Blick dürfe nicht auf die deutschen Islam-Verbände verengt werden, die vor allem Muslime aus der Türkei und dem Nahen Osten repräsentieren. Zum 1. Januar hat der 49-Jährige sein Amt im Hamburger Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche angetreten.
Über ein Jahr lang hat die Nordkirche einen Nachfolger für Axel Matyba gesucht, der im September 2017 als Auslandspfarrer an die deutsche Gemeinde in Paris wechselte. Zuletzt war Sönke Lorberg-Fehring vier Jahre lang Studienleiter an der Missionsakademie der Universität Hamburg und hat dort Polizisten, Vikare und Soldaten für die kulturübergreifende Seelsorge sensibilisiert.  

Erzieherin mit Kopftuch

Erfahrungen mit dem christlich-islamischen Dialog hat er bereits als Lübecker Gemeindepastor gemacht. Gottesdienste für christliche und muslimische Schulanfänger waren in seiner Gemeinde ebenso Neuland wie eine muslimische Praktikantin mit Kopftuch im evangelischen Kindergarten. 
Der gebürtige Hamburger hat Theologie, Pädagogik, Philosophie und Germanistik in Hamburg, Århus und Marburg studiert und war nach seiner Promotion Gemeindepastor in Lübeck. Sein Predigttalent hat er unter anderem beim ersten "Lübecker Preacher-Slam" unter Beweis gestellt. Derzeit ist er auch Lehrbeauftragter an der Ev. Hochschule für Diakonie & Soziale Arbeit und an der Universität Hamburg. Er ist verheiratet mit Pastorin Dorothea Fehring und Vater von drei Kindern.
Sönke Lorberg-Fehring weiß um die Brisanz seines neuen Amtes. "Die Angst vor dem Islam ist beträchtlich." Manche Menschen hätten eine diffuse Sorge, dass Muslime die Macht übernehmen wollten. Vor allem die "Schläfer", die als potenzielle Terroristen unauffällig leben, hätten zu einer großen Verunsicherung geführt. Dabei sei das Vertrauen im interreligiösen Dialog eine "zentrale Frage". 

Auftrag Bildung

Die Ängste bei sich selbst wahrzunehmen und auch auszusprechen, ist für ihn ein wichtiger Teil des interreligiösen Dialogs. Die Verdrängung sei wenig hilfreich. "Die kommen sowieso wieder hoch." Zum gemeinsamen Austausch durch das interreligiöse Gespräch sieht er keine Alternative. "Man muss anerkennen, dass es viele Weisen gibt, sich Gott zu nähern." Ein tragfähiges Vertrauen herzustellen, brauche aber "einen langen Atem". 
Eine seiner Hauptaufgaben sieht Sönke Lorberg-Fehring in der Bildung. Das Wissen über den Islam sei sehr gering. Dabei zeige ein Blick in die Geschichte viele Parallelen zwischen Islam, Christentum und Judentum. "Wir haben mehr gemeinsam, als uns trennt." Einen seiner ersten öffentlichen Termine hat er im Schweriner Museum. Gemeinsam mit einem muslimischen Theologen wird er über Homosexualität in der Kunst diskutieren. Angst vor heiklen Themen hat er nicht. "Wir müssen die schmerzhaften Punkte angehen." (epd)