IFAW: Weltweit nur noch 356 Nordatlantische Glattwale
Die Population des Nordatlantischen Glattwals ist weiter zurückgegangen. Weltweit gebe es nur noch 356 Exemplare, damit gehöre der Nordatlantische Glattwal zu den am stärksten bedrohten Tieren weltweit, teilte der International Fund for Animal Welfare (IFAW) am Donnerstag in Hamburg mit. Zwar zeige die Populationsschätzung für 2022 erste Anzeichen dafür, dass sich der drastische Rückgang der Wale verlangsamen könnte, nachdem zuletzt 364 Tiere für das Jahr 2021 gemeldet wurden. Dennoch bestehe weiterhin dringender Handlungsbedarf. Industrie, Regierung und Interessengruppen müssten eng zusammenarbeiten, um Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Die Meeressäuger sind laut IFAW Bedrohungen durch Schiffskollisionen und Verheddern in Fanggeräten ausgesetzt. Darüber hinaus wirke sich der Klimawandel langfristig auf die Population aus. „Von erweiterten Geschwindigkeitsbegrenzungen für Fischereischiffe bis hin zum Einsatz von Fanggeräten ohne Seile: Wichtig ist, wir müssen jetzt handeln“, sagte Kathleen Collins, Kampagnenleiterin Meeresschutz beim IFAW.
Mit dem Tod von 17 Glattwalen im Jahr 2017 sei in den USA und Kanada der Status „Unusual Mortality Event“ (Auftreten ungewöhnlicher Todesfälle) ausgerufen worden, hieß es. Seitdem seien 121 Fälle dokumentiert, darunter Todesfälle sowie schwere und beinahe tödliche Verletzungen. Diese Verwundungen seien höchst problematisch, da der Gesundheitszustand der gesamten Population leide. Collins: „Leidende Wale pflanzen sich nicht fort. Deshalb ist die große, menschenverursachte Zahl verletzter und gestresster Wale besonders alarmierend.“
Von den 356 Tieren bestehe nur ein kleiner Teil aus fortpflanzungsfähigen Weibchen. „Die Zahl der Kälber, die jedes Jahr geboren werden, reicht einfach nicht aus, damit sich diese Art erholen kann“, sagte Collins. Um der Population zu helfen, stabil zu bleiben und sich fortzupflanzen, müsse der Schwerpunkt verstärkt auf die Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands der Population gelegt werden, hieß es. Dabei komme es auf jedes einzelne Tier an.
Die vom Atlantic Right Whale Consortium veröffentlichte Bestandsschätzung basiert laut IFAW auf einem neuen wissenschaftlichen Verfahren, mit dem eine ungewöhnliche Sterblichkeit genauer erfasst werden kann.