“Ich – Einfach unverbesserlich 4” neu im Kino

Vierter Teil der Animationsreihe um den einstigen Superschurken Gru, der sich mitsamt Familie und Minions-Tross vor seinem Erzfeind verstecken will, sein Inkognito aber nicht lange wahren kann.

Selbst im Minions-Kosmos ist man nicht mehr vor ihnen sicher: Superhelden. Der vierte Teil der “Ich – Einfach unverbesserlich”-Reihe springt auf den längst schon wieder schwächelnden Boom auf. Aber gut tut ihm das nicht. Überhaupt fehlt es dem neuesten Teil der äußerst erfolgreichen Animationsreihe an Witz und Originalität – ausgerechnet. Waren dies doch stets die herausragenden Qualitäten der irren Superschurken-Saga.

Teil 4 hingegen wirkt trotz durchaus gelungener, liebevoll gestalteter Sequenzen insgesamt ein bisschen so, als habe man ausrangierte Ideen aus dem Entstehungsprozess der vorherigen Teile nochmals rausgekramt und auf gut Glück zusammengerührt. Weshalb der Film auch mehr als (leicht überfüllte) Nummernrevue denn als kohärentes Ganzes funktioniert.

Die Kernstory ist schnell erzählt: Gru verhaftet im Auftrag der Anti-Verbrecher-Liga AVL seinen Erzfeind aus Jugendtagen, Maxime Le Mal. Der gefährliche Superschurke, der sich mit einer Kakerlakisierungs-Maschine selbst in eben jenes Insekt verwandelt hat, kann jedoch aus dem Gefängnis entkommen – weshalb Gru und seine um ein Baby erweiterte Familie untertauchen müssen.

Sie landen in dem Bilderbuchstädtchen Mayflower, wo die ungewöhnliche Familie natürlich nicht so unauffällig agiert wie geplant und ihnen Grus Erzfeind bald auf die Spur kommt. Soweit der grobe Rahmen, in den noch zahlreiche Nebenstränge und Subplots gesteckt werden, die mal mehr, mal weniger gut funktionieren.

Eine dieser Nebenstorys dreht sich um die vorübergehend ins AVL-Hauptquartier ausgelagerten Minions, die mithilfe eines Serums in Superagenten verwandelt werden sollen. Fünf von ihnen machen bald als Superhelden-Verschnitte mit verschiedenen Fähigkeiten – Fliegen, superelastischer Körper, unbesiegbare Stärke, feuriger Laser-Blick und ein alles zermahlendes Mundwerk – im wahrsten Sinne des Wortes die Stadt unsicher.

Gru, mit beiger Hose und pinkem Poloshirt mehr schlecht als recht als Kleinstadt-Papi verkleidet, wird derweil von der versnobten Nachbarstochter erpresst: Hilft er ihr nicht bei einem schurkischen Coup, will sie seine falsche Identität enthüllen. Diese Poppy ist eine der erfreulichen neuen Ideen des Films: Eine zahnbespangte Teenager-Schurkin, die in ihrem Herzen natürlich weniger böse denn vor allem Fan ihrer Idole aus der berühmten “Schurkenschule” ist. Die Szenen mit ihr gehören denn auch mit zu den stärksten des Films.

Für manch gelungenen Moment sorgt zudem der Baby-Neuzugang: Herrlich etwa, wenn dessen Blick von selig zu abweisend wechselt, je nachdem, ob gerade Mutter oder Vater ins Visier genommen werden. Überzeugend auch jene Szene, in der das von Maxime manipulierte Kind emotional zwischen diesem und Gru hin- und hergerissen ist. Allerdings kam ein verwandeltes Baby bereits bei “Die Unglaublichen 2” vor.

Überhaupt strotzt der Film nur so vor Zitaten und Verweisen – etwa auf “Spider-Man 2” und andere Versatzstücke aus Agenten-, Sport- oder Gefängnisfilmen. Hinzu kommen musikalische Zitate, etwa der 1980er-Jahre-Hit “Karma Chameleon” von Culture Club, der Gru und Maxime einst endgültig entzweite. Der Soundtrack überzeugt insgesamt mit einer großen Bandbreite von neueren K-Pop-Songs von Blackpink oder BTS über Beiträge von Minions-Dauerbegleiter Pharrell Williams bis zu gut gealterten beziehungsweise neu zusammengestellten Hits wie “Cold Heart”.

Auch visuell sind die Figuren, Settings und die Bewegungen im Raum einmal mehr bestechend animiert. Herausragend sind etwa der Auftakt des Films, eine rasante Autofahrt durch nächtliche Bergwelten, sowie eine lange Kamerafahrt durchs AVL-Großraumbüro, das mit sich äußerst minionhaft benehmenden Minions bevölkert ist.

Schade, dass man das nicht ebenso über das Humor-Level sagen kann: Der ist hier allzu oft brachial statt anarchisch. Gut wird der Film immer dann, wenn Exzentrisches auf Banales trifft: Maxime füllt sein gigantisches Kakerlaken-Flugzeug an einer verstaubten Tankstelle im Nirgendwo auf und scheitert an einem Kartenlesegerät. Gru missbraucht die Utensilien aus der Wickeltasche als Einbruchswerkzeuge. Die frühverrenteten Superagenten-Minions gehen klischeehaften Ruhestand-Beschäftigungen nach. Am Ende schließlich tauchen alle Schurken aus der Minions-Historie noch einmal auf, sind in einer Gesangsnummer vereint: Ein Hinweis auf einen Abschluss der Filmreihe? Es wäre der über weite Strecken nicht weniger als genialen, in Teil 4 aber etwas mauen Story um Gru und seine Minions mittlerweile fast zu wünschen.