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“Hunger als Waffe” – 733 Millionen Menschen hungern

Die Vereinten Nationen haben sich vor zehn Jahren vorgenommen, den Hunger auf der ganzen Welt bis 2030 auszurotten. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Weltweit hungern Millionen Menschen – zugleich werden staatliche Gelder für ihre Unterstützung drastisch gekürzt. Das ist ein Ergebnis des Jahresberichts 2024 der Aktion gegen den Hunger. Demnach hungern 733 Millionen Menschen. “Die Lücke zwischen Bedarf und verfügbaren Mitteln hat sich seit 2016 mehr als verdreifacht”, erklärte Geschäftsführerin Helene Mutschler am Mittwochabend. “Für uns als Hilfsorganisation ist das ein Wendepunkt und bedeutet: Es wird immer schwieriger, dringende Hilfe dort bereitzustellen, wo sie benötigt wird.”

Am Donnerstagvormittag stellt auch die Welthungerhilfe ihren Jahresbericht 2024 in Berlin vor. Präsidentin Marlehn Thieme kritisierte im ZDF-Morgenmagazin den Einsatz von Hunger als Waffe. “Das haben wir nicht nur in Gaza, das haben wir auch in anderen Ländern.” Als Beispiele nannte sie unter anderem den Jemen und Südsudan. Jeder elfte Mensch hungere, weil beispielsweise Konflikte kriegerisch ausgetragen würden. Weitere Gründe seien die Klimakrise mit Dürren und Fluten sowie mangelhafte staatliche Infrastrukturen.

Seit April komme die Welthungerhilfe nicht mehr in den Gazastreifen, weil die Israelis den Zugang nicht gestatteten. “Unsere Lager in Amman sind voll”, sagte Thieme mit Verweis auf die jordanische Hauptstadt. Die Welthungerhilfe fordere einen unmittelbaren Zugang für unabhängige Hilfsorganisationen zum Gazastreifen. Dort hungerten derzeit fast 500.000 Menschen. Vor allem Kranke könnten sich kaum noch ernähren. Auch Trinkwasser werde knapp.

Die Aktion gegen den Hunger erklärte, dass sie zumindest 2024 trotz vieler Hindernisse bei der Auslieferung von Hilfsgütern mehr als 1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen und in den besetzten palästinensischen Gebieten habe erreichen können.

Im Sudan sei das vergangene Jahr für die Bevölkerung geprägt gewesen von anhaltender Gewalt und einer zunehmenden humanitären Krise: Mehr als 30 Millionen Menschen bräuchten Hilfe, in fünf Gebieten des Landes sei eine Hungersnot ausgerufen worden. Dort herrschten massive Zugangsbeschränkungen und Sicherheitsrisiken, so der Bericht. In Myanmar seien fast 20 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.

Auch weitere Hilfsorganisationen kritisierten die aktuelle Lage im Gazastreifen. Carl Skau, Vizedirektor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, sagte der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Donnerstag): “Zu Beginn der Totalblockade Anfang März hatten wir noch eine Menge Vorräte im Gazastreifen, und wir konnten relativ frei operieren.” Das sei inzwischen anders: “Was wir an Lebensmitteln einführen dürfen, ist minimal – ein Tropfen im Ozean.”

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte die Bundesregierung erneut auf, sich im Gazastreifen für eine uneingeschränkte Einhaltung des Völkerrechts durch alle Konfliktparteien und die Vermittlung eines dauerhaften Waffenstillstands einzusetzen. Die Blockade von humanitären Hilfsleistungen müsse unverzüglich aufgehoben werden, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

“Ja, Israel hat ein legitimes Recht, sich gegen die Terrororganisation Hamas zu verteidigen, die seit dem 7. Oktober 2023 israelische Geiseln in ihrer Gewalt hält”, so Stetter-Karp. Dies befreie die israelische Regierung jedoch nicht davon, geltendes Völkerrecht zu achten. Auch träfen militärische Maßnahmen in einem durch nichts zu rechtfertigenden Maß die dortige Zivilbevölkerung.

Oxfam verwies darauf, dass sich in dem Küstenstreifen Krankheiten ausbreiteten. Demnach nehmen vor allem Durchfallerkrankungen zu.