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Hund und Katze als Weihnachtsgeschenk: “Ein Tier ist kein Spielzeug”

Ob Hund, Katze oder Wellensittich: Alle Jahre wieder stehen auf den Wunschzetteln von Kindern vielfach Haustiere. Doch wer sich für einen solchen Begleiter entscheidet, sollte sich vorab gut informieren und darüber klar werden, dass damit für lange Zeit Verantwortung für ein Lebewesen übernommen wird, sagen Experten und Expertinnen wie die Bremer Landestierschutzbeauftragte Sibylle Wenzel. Hintergründe und Fragen, die bei der Entscheidung helfen können:

Das geht oft nicht gut, warnt die Tiermedizinerin Sibylle Wenzel, die seit 2022 Tierschutzbeauftragte im Land Bremen ist. „Die traurige Statistik zeigt, dass bis zu 30 Prozent aller zu Weihnachten gekauften oder verschenkten Tiere bereits nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden. Viele dieser Tiere landen im Tierheim oder in privaten Aufnahmeeinrichtungen. Ein schweres Schicksal für die Tiere, die nicht nur ihr Zuhause verlieren, sondern teilweise auch lange in den Tierheimen warten, bis sie eine neue Bleibe finden.“

Wer sich für ein Haustier entscheidet, sollte sich vorab gut über die Rasse informieren, rät Sibylle Wenzel. „Jedes Tier braucht individuelle Zuwendung.“ Die meisten seien keine Einzelgänger und wünschten sich Artgenossen um sich herum. „Außerdem werden gerade Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen und Co. gerne mit Kuscheltieren verwechselt, aber gerade diese Tiere suchen keine menschliche Nähe.“ Katzen hingegen hätten in häuslicher Einzelhaltung häufig ein hohes Bedürfnis nach menschlicher Aufmerksamkeit, Zuwendung und Beschäftigung. Oft glaubten Eltern zudem, sie könnten die Versorgung des Tieres in die Hände der Kinder legen: „Das ist ein fataler Fehler und sorgt für überfüllte Tierheime.“

Wer ein Tier aufnehmen will, sollte sich zuvor eine Reihe von Fragen stellen. Sibylle Wenzel zählt auf: Welche erwachsene Person im Haushalt übernimmt die Verantwortung? Welches Tier passt zur eigenen Lebenssituation? Und kann ich den Bedürfnissen des Tieres gerecht werden? Welche Ansprüche habe ich an das Tier? Und passt das zu der Rasse, der Tierart? Kann ich mir ein Tier leisten? Schließlich sind die Kosten für Futter, Zubehör und tierärztliche Leistungen nicht unerheblich. Wer kann die Betreuung und die Versorgung des Tieres übernehmen, wenn ich verhindert bin, etwa durch Krankheit oder Urlaub? Tiere können auch mal fünf, zehn oder 15 Jahre alt werden. Passt diese Lebenserwartung zur eigenen Lebensplanung?

Der Deutsche Tierschutzbund mit Sitz in Bonn rät davon ab, zu Weihnachten Tiere zu verschenken. „Ein Tier ist kein Spielzeug, das nach den Feiertagen im Schrank verschwinden kann, sondern ein Lebewesen, das Fürsorge, Zeit und Aufmerksamkeit benötigt“, betont Sprecherin Lea Schmitz. Alle Familienmitglieder müssten bereit sind, ein Tier dauerhaft aufzunehmen und sich der Herausforderungen bewusst sein. Wer sich nach reiflicher Überlegung für ein oder mehrere Tiere entscheide, finde im Tierheim mit Sicherheit einen passenden tierischen Mitbewohner. Weihnachten und ähnliche festliche Anlässe seien jedoch nicht der ideale Zeitpunkt, um ein neues tierisches Familienmitglied aufzunehmen. Sinnvoller sei es, einen Tierratgeber zum Einlesen zu verschenken – oder eine symbolische Patenschaft für ein Tier im Tierheim.

Unter der Internet-Adresse www.haustier-berater.de/tipps-zum-kauf bietet das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat einen digitalen Berater für die Anschaffung eines Haustieres an, um Hund, Katze und Co. ein gutes Zuhause bieten zu können. Die Hinweise verbindet das Ministerium mit dem grundsätzlichen Rat: „Lassen Sie sich genug Zeit für diese Überlegungen. Tiere sollten nie spontan angeschafft werden.“

Die in Stuttgart ansässige Tierrechtsorganisation Peta warnt ebenfalls davor, Tiere zum Fest zu verschenken und rät stattdessen wie der Tierschutzbund zu Patenschaften, die viele Tierheime anbieten. Auch eine Adoption mit Besuchen sei eine gute Idee. Sie könnten beispielsweise mit einem Gassi-Gang verbunden werden, um einen Vierbeiner ausreichend kennenzulernen: „Wer ein Tierheim besucht, wird schnell herausfinden, dass dort Tiere mit den unterschiedlichsten Eigenschaften und Bedürfnissen auf ein neues Zuhause warten.“