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“How to be normal” – Tragikomödie um eine junge Frau

Tragikomödie um eine junge Frau, die nach einem psychischen Zusammenbruch in ihr Elternhaus zurückkehrt, aber auch dort keinen tragenden Boden findet.

Im Zentrum von “How to Be Normal und der Versuch, sich selbst zu verstehen” steht eine Frage, die viele beschäftigt: Bin ich verrückt – oder ist es die Welt? Schon früh im Film hört man in einer Radiosendung von Sturmfluten und Erdrutschen in der Steiermark; später tritt der Rhein über die Ufer. Griechenland wird von Feuerstürmen heimgesucht, und in Australien spielt das Wetter verrückt. Die Welt steht immerzu vor dem Untergang – und Pia (Luisa-Celine Gaffron) geht es auch nicht so gut.

Denn wie soll man vor diesem Hintergrund normal sein? Und was bedeutet das überhaupt noch? Ein geregeltes Leben führen, Karriere machen, die gescheiterte Beziehung mit dem Ex-Freund Joni (Felix Pöchhacker) in Ordnung bringen? Auf Pias Arm verwandeln sich alte Schnittwunden langsam in Narben; nach einem Klinikaufenthalt ist sie zu ihren Eltern zurückgezogen. Bipolarität, Angst- und Depersonalisierungs-Störungen, schizoaffektive Paranoia und viele andere Diagnosen bekämpft sie mit Blistern voller Tabletten. Außerdem geht sie zum Yoga, macht Sport und arbeitet widerwillig in der Druckerei ihres Vaters.

Mit ihren Problemen ist sie aber nicht allein. Auch ihre Eltern stehen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das Unternehmen ihres Vaters Klaus (Cornelius Obonya) kämpft gegen die Übernahme durch einen Megakonzern. Ihre Mutter Elfie (Elke Winkens) arbeitet als Synchronsprecherin und verzweifelt an den reißerischen Texten, die sie einsprechen soll. Wie können sie ihrer Tochter helfen, wenn sie schon an sich selbst scheitern?

Wichtiger als die Handlung aber ist, dass alles auseinanderfliegt. Die Normalität wird brüchig, die Psychen splittern, und mit ihnen zerfällt auch der Film von Florian Pochlatko. “How to Be Normal” sucht nach einer Bildsprache für prekäre, zerriebene Subjektivität. Die Erzählung wird aber zunehmend erratisch, die Kontinuität geht verloren.

Pias psychische Probleme werden dabei vor allem popkulturell vermittelt. Sie denkt in Kinobildern und spricht in Pop. In der ersten Szene erzählt ein junger Mann in der Klinik, dass die Sängerin Björk seine Ideen gestohlen habe; auch über den Hundefrisör der US-amerikanischen Sängerin P!nk weiß er einiges zu berichten. Pias innere Trugbilder setzen sich aus “Matrix” und “Fight Club” zusammen. Zudem gibt es noch eine Figur, deren erotisches Potential sich ausgerechnet aus der Ähnlichkeit mit dem Schmuse-Sänger Ed Sheeran speist.

“How to Be Normal” beschäftigt sich mit dem ideologischen Hintergrundrauschen der Gegenwart. Der Film problematisiert den Normen- und Normalitätsdruck, Pias medikamentöse Sedierung und die Zwänge durch Elternhaus und Arbeitsmarkt. Doch die Kritik bleibt vage und kapriziert sich auf naheliegende Ziele und Allgemeinplätze. Wie und warum die Welt verrückt geworden ist, kommt nicht in den Blick.

Interessanter ist die Beziehung zu den filmischen Bildern. Pochlatko hat bei Michael Haneke studiert, für den Popkultur ein mörderischer Abgrund ist. Für Pochlatko aber ist die Popkultur ein Werkzeug, um die Welt zu begreifen, zumindest theoretisch. Sie ist ein Außen für die Innerlichkeit, ein Metaphernraum zum Abgleich mit den eigenen Erfahrungen. Nur gleichen sich beide Sphären im Film zunehmend an; sie verschmelzen miteinander. Die Hegemonie des Pop reicht bis unter die Haut. Doch ist die Vorstellung nicht schrecklich, die Abgründe der eigenen Existenz nur noch durch die Popkultur begreifen zu können? Leider findet der Film hier keinen Fixpunkt und bleibt auch in seiner Kritik an der Gegenwart eher vage.