Hospizverband warnt vor Liberalisierung von Sterbehilfe

Alte und kranke Menschen könnten unter einer Liberalisierung von Sterbehilfe leiden: Davor warnt der Deutsche Hospiz- und Palliativverband. Es gebe „Angehörige, die von ihren alten Verwandten erwarten, Schluss zu machen, um beispielsweise das Pflegeheim nicht mehr bezahlen zu müssen“, sagte der Verbandsvorsitzende Winfried Hardinghaus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). Zugleich wollten umgekehrt manche älteren Menschen ihren Angehörigen nicht zur Last fallen.

„Von den Niederlanden hört man manchmal ganz Schlimmes“, fügte Hardinghaus hinzu. „Da müssen sich die alten Menschen teilweise erklären, warum sie noch weiterleben wollen.“ In den Niederlanden ist die aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen) seit 20 Jahren erlaubt.

Im Februar 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt. Die Richter gaben zudem dem Recht auf Suizid einen hohen Stellenwert: Selbsttötung sei Ausdruck von Selbstbestimmung. Dieses Recht schließe die Freiheit ein, auch die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Zwei Gesetzentwürfe zu einer Neuregelung der Suizidhilfe waren im Sommer gescheitert; zuletzt urteilte das Bundesverwaltungsgericht, dass der Staat bestimmte todbringende Medikamente verweigern dürfe. Die Kläger kündigten an, nach Karlsruhe und zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof zu gehen.

Hardinghaus mahnte, häufig fehle es an Informationen über Hilfsangebote. Oft würden Menschen nicht sterben wollen, sondern „so nicht weiterleben“, erläuterte er. „Dabei können wir jedem alle Schmerzen nehmen.“ Mehr als 44 Prozent aller Suizide wurden 2022 in Deutschland von Menschen über 65 Jahren begangen; insgesamt waren die Suizidzahlen hierzulande erstmals seit langem wieder gestiegen. Assistierte Suizide werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen.