Honig aus luftiger Höhe

Hobby-Imker David Hohmann pflegt mit großer Hingabe seinen Bienenbestand im Michel-Turm. Von dort aus fliegen seine Bienen zum Nektarsammeln in die ganze Stadt. Ihr Honig ist so beliebt, dass er innerhalb weniger Stunden ausverkauft ist.

Arbeitsplatz mit Aussicht: David Hohmann kümmert sich auf dem Michel-Turm um seine Honigbienen.
Arbeitsplatz mit Aussicht: David Hohmann kümmert sich auf dem Michel-Turm um seine Honigbienen.Friederike Lübke

Von Friederike Lübke

Altstadt. David Hohmann ist Hobby-Imker. Seit fünf Jahren befasst er sich mit Bienen. Eigentlich hat er neben seiner Arbeit als Bühnenbilder für Opern und Schauspielproduktionen und seiner Familie gar keine Zeit dafür, kann aber auch nicht davon lassen: "Ich finde Bienen einfach unglaublich spannend und es bringt extrem viel Spaß", sagt er. Es fasziniert ihn, wie ein Bienenvolk zusammenarbeitet. Der Honig ist nur ein Nebenprodukt – aber ein beliebtes. Die 17 Kilogramm, die die Michel-Bienen im Vorjahr produziert haben, waren binnen drei Stunden ausverkauft.

Michel-Touristen reagieren positiv auf die Turmbienen

Hohmanns erste Bienenstöcke standen in Altona. Als er seinen Bestand erweitern wollte, kam er auf den Michel. Danach war es leicht. Hohmann hat einfach gefragt. Man traf sich, mochte sich, und er durfte seine Bienenstöcke aufstellen, erzählt er. Er sieht sich in guter Tradition: "In den Kirchen, in den Klöstern gab es ja immer Bienen", sagt er. Auch die Turmbesucher reagieren durchweg positiv, wenn sie ihn beim Imkern treffen. "Die Touristen sind eigentlich immer begeistert", sagt er. Mancher erzählt gleich von der eigenen Bienenzucht zu Hause. Mit weißem Schutzanzug und Imkerhut ist er allerdings selten zu sehen. Im T-Shirt und mit bloßen Händen zieht er die Rähmchen mit dem Honig aus den Kästen. Stiche bemerkt er kaum. Für ihn sei das weniger schmerzhaft, als von Mücken gestochen zu werden, sagt er.

Je nach Stadtteil variiert der Honig-Geschmack

Mitte Juli ist das "Bienenjahr" bereits vorbei. Bald wird Hohmann zum dritten Mal Honig ernten. Für den Sommerblütenhonig rechnet er mit etwa 30 bis 40 Kilo. "Das ist für die Stadt ganz schön gut", sagt er. Überhaupt sei der Stadthonig sehr gesund, denn die Abgase der Autos schaden den Blüten nicht. Der Michel-Honig schmecke lecker-fruchtig, sagt er, weil er aus dem Nektar verschiedener Pflanzen stamme: "Er kommt von allen Balkonen, jedem Blumenkasten, jedem Beet".
Bis zu drei Kilometer weit fliegen Bienen bei der Nahrungssuche. Vom Michel aus schaffen sie es bis an die Alster-Gärten, nach Planten un Blomen und in viele Viertel. Hohmann: "Es gibt Stadtteile mit vielen Himbeerbüschen und andere, in denen nur Linden stehen. Das könnte man auch schmecken". Laut einer Untersuchung waren etwa Pollen von Himbeeren, Edelkastanien, Sommerjasmin, Liguster, Weißklee, oder Kornblumen im Honig.

Bienenstock in exklusiver Stadtlage

Dass seine Bienen 65 Meter in die Höhe fliegen müssen, um ihren Stock zu erreichen, macht ihnen nichts aus, so Hohmann. Wo die Besucher über die Treppenstufen stöhnen und mühsam nach oben stapfen, erreicht die Biene locker ihren heimatlichen Stock. "Der Biene ist relativ egal, wohin sie fliegt", sagt Hohmann. Es könnte höchstens sein, dass sie einen etwas geringeren Ertrag mitbringt, weil sie mehr Energie verliert. Für ihn selbst ist die Bienenhaltung auf dem Michel deutlich mühsamer. Er musste die 30 Kilo schweren Kästen über die Treppen tragen, denn bis zu dem Balkon auf der Höhe des fünften Turmbodens reicht der Aufzug nicht.

Der Honig ist ab Anfang September für 3,90 Euro im Michel-Shop in der Turmhalle erhältlich.