Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Zu den Ereignissen vom 7. Oktober 2023 und deren Folgen sagt er, man dürfe die Angegriffenen nicht zu Tätern machen.
Der Holocaust-Überlebende Leon Weintraub plädiert für einen differenzierten Blick auf den Gaza-Krieg. “Man kann in diesem Konflikt nicht Proportionen gegeneinander aufrechnen angesichts der unfassbaren Grausamkeit der Hamas”, sagte der in Stockholm lebende Weintraub in einem am Dienstag verbreiteten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart.
Am 7. Oktober 2023 hatte die radikal-islamistische Terrororganisation Hamas Israel überfallen, rund 1.200 Menschen brutal getötet und mehr als 250 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Bei der darauffolgenden Militäroffensive Israels im Gazastreifen gab es mehrere Zehntausende Tote.
Weintraub betonte mit Blick auf den Konflikt zwischen Hamas und Israel: “Man muss aufpassen, dass man in diesem Konflikt die am 7. Oktober 2023 Angegriffenen nicht zu Tätern macht – das wäre absurd.” Israel wehre sich “gegen seine Vernichtung”, die dem Land von der Hamas ebenso wie vom Iran angedroht werde.
“Jetzt weiß jeder islamistische Angreifer, dass er bestraft wird, wenn er den jüdischen Staat angreift. Ob die Bestrafung zu streng ist, ist eine theoretische Diskussion”, sagte Weintraub und betonte: “Die anderen drohen jedenfalls damit, Israel auszulöschen. Israel hat hingegen nie die Absicht gehabt, die Palästinenser auszurotten.”
Er sei mit seiner Frau Evamaria am 7. Oktober 2023 in Tel Aviv gewesen, sagte Weintraub. “Wir wurden am frühen Morgen durch langgezogene Sirenen geweckt. Ich wusste: Wir sind wieder im Krieg. Für mich war es auf einmal wie im September 1939.”
Der aus einer jüdischen Familie im polnischen Lodz stammende Weintraub überstand mehrere Konzentrationslager, darunter Auschwitz-Birkenau. Er wird am 1. Januar 100 Jahre alt.