Hochwasserscheitel in Frankfurt an der Oder erwartet
Der Scheitel des aktuellen Oder-Hochwassers wird am Donnerstag in Frankfurt an der Oder erwartet. Die Prognose gehe von Wasserständen zwischen 5,90 und 6,10 Metern aus, teilte die Hochwassermeldezentrale des brandenburgischen Landesumweltamtes am Mittwoch in Frankfurt an der Oder mit. Von der Landesgrenze zu Polen bis zu der ostbrandenburgischen Stadt gelte derzeit für rund 50 Fluss-Kilometer die höchste Alarmstufe 4. Der Hochwasserscheitel lag den Angaben zufolge am Mittwochmittag noch rund zwölf Kilometer von Brandenburg entfernt und wurde am Abend im Grenzgebiet in Ratzdorf und am späten Abend in Eisenhüttenstadt erwartet.
Der Pegelstand in Ratzdorf hat laut Landesumweltamt am frühen Mittwochmorgen die Marke von sechs Metern überschritten. Dort fließt die Oder aus Polen nach Brandenburg. In den ersten beiden Septemberwochen lag der Pegelstand in Ratzdorf zwischen rund anderthalb und knapp über zwei Metern. Am Dienstagmorgen befand sich der Hochwasserscheitel noch rund 70 Kilometer von Brandenburg entfernt. Die Überflutungspolder im Nationalpark Unteres Odertal blieben zunächst weiter geschlossen, hieß es.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) machte sich bei einem Besuch in der Hochwasserregion am Mittwoch ein Bild von der Lage. Die Region sei gut vorbereitet, die Situation an den Deichen besser als früher, der Katastrophenschutz gut aufgestellt, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bewältigung des Hochwassers sei eine „große Gemeinschaftsleistung“, die aktuelle Entwicklung gebe Anlass zu einem weiterhin „angespannten Optimismus“. Die Deutsche Umwelthilfe forderte, den Flüssen mehr Raum zu geben, Deiche zurückzuverlegen und den natürlichen Hochwasserschutz besser zu finanzieren.
Der Meteorologe Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagte im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Deutschland müsse sich stärker auf Starkregen- und Hochwasserereignisse vorbereiten. Durch den Klimawandel müsse mit regelmäßigen sogenannten Jahrhunderthochwassern gerechnet werden. Eine neue Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Art von Ereignis durch den Klimawandel doppelt so wahrscheinlich geworden sei.
Kaspar sagte, die Ergebnisse der Studie deckten sich mit denen anderer Studien und mit den Messungen des DWD. Es sei zwar nicht in allen Fällen abschließend eindeutig geklärt, aber das Gesamtbild zeige, dass mit einer Zunahme der extremen Wetterereignisse gerechnet werden müsse. Dies sei bereits in vielen Weltregionen zu beobachten.
Es sei wichtig, in allen Teilen des Landes auf die mit Starkregen und Hochwasser einhergehenden Risiken vorbereitet zu sein, sagte Kaspar: „Es kann auch in einer Region, die zuletzt nicht von Ereignissen betroffen war, trotzdem zu einem Starkregenereignis kommen, was gravierende Schäden nach sich zieht.“ Deshalb sollte vorausschauend mit diesen Themen umgegangen werden. Hintergrund der Wetterextreme seien verschiedene physikalische Prinzipien. Durch Treibhausgase verbleibe mehr Energie in der Atmosphäre. Dadurch verdunste mehr Wasser über den Ozeanen, das dann als Niederschlag zu Starkregen und extremen Regenmengen führen könne.