„Hitlerjunge Salomon“: Niedersachsen würdigt verstorbenen Sally Perel

Als „Hitlerjunge Salomon“ ist er international bekannt geworden. Jetzt ist Sally Perel mit 97 Jahren in Israel gestorben. Niedersachsens Ministerpräsident Weil würdigt den Ehrenbürger Braunschweigs.

Sally Perel beim Besuch einer Schule im November 2010
Sally Perel beim Besuch einer Schule im November 2010Imago / Ecomedia

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat den verstorbenen Holocaust-Überlebenden Salomon „Sally“ Perel gewürdigt, der als „Hitlerjunge Salomon“ international bekannt geworden ist. „Wir alle sind ihm unendlich dankbar dafür, dass er von dieser Zeit berichtet, geschrieben und immer wieder den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen gesucht hat“, sagte Weil in Hannover. Perel ist am Donnerstag im Alter von 97 Jahren im Kreis seiner Familie in Israel gestorben.

Salomon Perel, der 1925 im niedersächsischen Peine in Niedersachsen als Sohn eines Rabbiners geboren wurde, lebte zuletzt in Kiryat Tivon bei Haifa. 1990 war seine Autobiografie „Ich war der Hitlerjunge Salomon“ erschienen, die auch verfilmt wurde. Darin erzählt er, wie es ihm gelang, in Deutschland seine jüdische Identität zu verbergen und als Mitglied der Hitlerjugend den Holocaust zu überleben.

„Innere Stärke“

„Sally Perel hatte eine unglaubliche innere Stärke“, sagte Weil. „Es muss ihm sehr schwergefallen sein, sich als Nazi auszugeben, um als Jude zu überleben.“ Durch seine Berichte und Lesungen habe er später Jugendlichen Toleranz und Respekt vermittelt und sie so gegen rechtsextremes Gedankengut gewappnet.

Perels Familie war Mitte der 30er Jahre nach Polen übergesiedelt. Nach dem deutschen Überfall auf das Land schickten die Eltern Salomon und seinen Bruder Isaak in den von der Sowjetunion annektierten Teil Polens. 1941 entging er dort der Erschießung durch deutsche Truppen, weil er behauptete, ein „Volksdeutscher“ zu sein. In der Folge diente Salomon unter dem Namen Josef „Jupp“ Perjell einige Zeit der Wehrmacht als Dolmetscher. 1943 wurde er als Minderjähriger von der Front abgezogen und kam zur Berufsausbildung nach Braunschweig. Die Ausbildung zum Werkzeugmacher absolvierte er im „Vorwerk“ von Volkswagen. 1948 verließ Perel Deutschland, um den gerade gegründeten Staat Israel mit aufzubauen.

Immer wieder gab er seine Erfahrungen während der NS-Zeit an junge Menschen weiter. 1999 wurde Perel mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. 2020 wurde er zum Ehrenbürger von Braunschweig ernannt. Damit wolle man sein „unermüdliches Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“ würdigen, hieß es. Er wirke als Botschafter für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung. Obwohl seine Würdigung niemals eine Wiedergutmachung sein könne, solle sie ein Zeichen setzen, „das Mut macht, sich gegen Antisemitismus und Rechtspopulismus in der Gesellschaft zu behaupten“.