Historisches Museum Saar präsentiert Geschichte der Street Art

Für die einen war es Schmiererei, die polizeilich verfolgt wurde, für die anderen Kunst: Die Geschichte von Street Art und Graffiti in den USA und Europa dokumentiert ab Samstag eine Sonderausstellung im Historischen Museum Saar in Saarbrücken. Die bis zum 23. Februar 2025 laufende Schau „Illegal. Street Art Graffiti 1960-1995“ setze sich auch mit den verschiedenen Positionen zu diesem gesellschaftlichen Phänomen auseinander, sagte Museumsdirektor Simon Matzerath am Freitag in Saarbrücken. Präsentiert werden 120 Werke aus den Anfängen US-amerikanischer und europäischer Street Art- und Graffiti-Geschichte.

Alle ausgestellten Werke seien illegal entstanden, betonte Matzerath. Daher seien bis auf wenige Ausnahmen keine der Werke im Original erhalten, da sie niemals für ein Museum gedacht gewesen seien.
Mazerath und der Kunsthistoriker Ulrich Blanché, der die Ausstellung kuratiert hat, rechtfertigten den Sinn einer solchen Schau trotzdem. Graffiti spiegele ein gesellschaftliches Phänomen wider und sei daher näher zu beleuchten, unterstrich Mazerath. Blanché verwies darauf, dass die Street Art durch eine solche Ausstellung aufgewertet werde. Zudem gebe es auch andere auf Vergänglichkeit angelegte Kunstformen, wie die Video-Kunst.

Die Schau startet mit den Arbeiten von Brassaï, einem angesehenen Fotografen und Weggefährten von Picasso. Brassaï war einer der ersten Künstler, der Graffiti nicht nur als spontane Form der Straßenkunst betrachtete. Es folgen Werke oder Fotos von Werken von Harald Naegeli, dem Sprayer von Zürich, und Banksy, der seine Werke bis heute in vielen Städten der Welt hinterlässt.

Die Ausstellung läuft parallel zur „Urban Art Biennale“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Dort werde präsentiert, was heute in der Szene geschieht, im Historischen Museum Saar die „Vorgeschichte“ dazu, betonte Matzerath. Die Urban Art bilde die heute wohl kommerzialisierteste Form der Graffiti-Kunst.

Zentraler Fokus der historischen Ausstellung liegt auf der Betrachtung bestimmter geografischer Orte und Regionen, die eine entscheidende Rolle in der Entwicklung dieser Kunstform spielten. Ein solcher Ort ist die schmale Gasse Rue Visconti in Paris, die zwischen 1962 und 1986 zu einem Brennpunkt für unerlaubte Kunstwerke wurde. Hier hinterließen Künstler wie Christo, Daniel Buren und Gérard Zlotykamien ihre Spuren und prägten maßgeblich die Entwicklung dieser kreativen Bewegung.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Städtedreieck Paris-Düsseldorf-Zürich. Hier und nicht in Metropolen wie Berlin, Rom oder Madrid seien wesentliche Entwicklungen für die europäische Street Art- und Graffiti-Geschichte passiert, betonte Kurator Blanché.