Der deutsche Historiker Karl Schlögel erhält morgen (Sonntag) in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der 77-Jährige gelte als einer der profiliertesten Kenner Osteuropas und habe dessen Kultur- und Zeitgeschichte neu erzählt, begründete der Stiftungsrat des Friedenspreises seine Wahl. Die Laudatio auf Schlögel wird die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja halten.
Karl Schlögel, 1948 in Hawangen im bayerischen Allgäu geboren, reiste den Angaben zufolge 1966 erstmals in die damalige Sowjetunion. Nach einem Studium der osteuropäischen Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik an der Freien Universität Berlin promovierte er dort 1981 mit einer Dissertation über Arbeiterkonflikte in der Sowjetunion. Aufenthalte in Moskau (1982/83) und Leningrad (1987) prägten seine Forschung.
2014 reiste Schlögel in die Ukraine, um sich ein Bild vom Konflikt mit Russland nach der Besetzung der Krim zu machen. Aktuell warnt er vor der imperialen Aggressivität Russlands und wirft Teilen der Friedensbewegung vor, blind zu sein für den Unterschied zwischen Angriff und Verteidigung.
Der Friedenspreis, einer der bedeutendsten Kulturpreise Deutschlands, wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche verliehen. Im vergangenen Jahr wurde die amerikanisch-polnische Journalistin und Historikerin Anne Applebaum ausgezeichnet.