Historiker Schlögel blickt kritisch auf Wahlkämpfer Donald Trump

In den USA geht ein turbulenter Wahlkampf zwischen Donald Trump und Kamala Harris zu Ende. Auch losgelöst von der Person Trumps stellen sich Fragen, wie der vielfach ausgezeichnete Historiker Karl Schlögel meint.

Donald Trump hat nach Ansicht von Historiker Karl Schlögel eine bisher nicht gekannte Schärfe in den US-Wahlkampf gebracht. Die von Trump betriebene “Entfesselung von Gemeinheit und Niedertracht” habe es so noch nie gegeben, sagte Schlögel im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. “Das ist etwas Neues, mit dem man sich noch wird beschäftigen müssen.”

Zugleich sei das Rennen zwischen dem Republikaner Trump und der Demokratin Kamala Harris völlig offen. Dies zeige, “dass wir es mit einem lebendigen und nicht mit einem starren, versteinerten oder gar autokratischen System zu tun haben”, so Schlögel, der im vergangenen Jahr das Buch “American Matrix. Besichtigung einer Epoche” veröffentlichte.

Auch ohne Trump blieben die Probleme und Strukturen, die ihn groß gemacht hätten, bestehen, betonte der Historiker. “Die zentrale Frage lautet, ob die amerikanischen Eliten die Kraft haben, sich mit Themen wie der Migration, der Reform des Bildungswesens oder den neuen Herausforderungen in einer veränderten Weltlage auseinanderzusetzen.”

Schlögel erhält am 25. November in Düsseldorf den Gerda-Henkel-Preis. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis ist hierzulande die höchste Auszeichnung für Geisteswissenschaftler.