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Historiker: “Absurde Zusammenarbeit” zwischen Hamas und Israel

Das Elend im Gazastreifen setzt sich fort. Der Antisemitismus-Experte und Geschichtswissenschaftler Moshe Zimmermann glaubt, dass beide Kriegsparteien ein Interesse daran haben. Israels Bevölkerung verschließt die Augen.

Der israelische Historiker Moshe Zimmermann sieht im Gazakrieg “eine Art absurde Zusammenarbeit zwischen Hamas und Israels Regierung”. Beide Seiten sähen zu, dass die Hungersnot steige und der Krieg nicht zu einem Ende komme, sagte Zimmermann am Sonntag im Deutschlandfunk. Zugleich machte der emeritierte Professor für Neuere Geschichte auf ein Informationsdefizit in der israelischen Gesellschaft aufmerksam.

Die Bevölkerung sei “sehr abhängig” von amtlichen Erklärungen, die betonten, “dass die Schuld allein bei der Hamas liegt und nicht bei der eigenen Regierung” oder bei “Regierungsmitgliedern, die besonders fanatisch sind im Kampf gegen Hamas, gegen die Palästinenser, gegen die Araber überhaupt”, sagte Zimmermann.

Der Historiker wandte sich in dem Zusammenhang gegen einen Unwillen in der Gesellschaft, die Zusammenhänge zu begreifen. So bleibe es dabei, dass manche für eine Rückholung der israelischen Geiseln oder gegen eine Fortsetzung des Krieges demonstrierten; “die Mehrheit in Israel sieht zu, dass diese Regierung mit diesem Militär diesen Krieg fortsetzt”.

Sorge äußerte Zimmermann auch angesichts des beschlossenen Baus weiterer israelischer Siedlungen östlich von Jerusalem, die als durchgehender Riegel das palästinensische Westjordanland in einen Nord- und einen Südteil zerschneiden würden. Zimmermann sagte, bei dem Vorhaben gehe es darum, symbolisch zu zeigen, dass es keinen Staat Palästina geben werde. Dagegen protestierten diejenigen, die sich für das Völkerrecht interessierten, aber auch für die Zukunft Israels.

Israelis, “die noch denken können”, wüssten, dass Israel mit diesen Bauplänen eine Situation schaffe, die zu einem “ewigen Krieg gegen die Palästinenser” und einem Boykott durch die gesamte Welt führe, so der Historiker.