Hirnforscherin Erin Schuman mit Körber-Preis ausgezeichnet
Sie hat das Rätsel um Proteine im Hirn gelöst: Die Forscherin Erin Schumann ist mit dem renommierten Körber-Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden. Ihre Arbeit könnte den Umgang mit bestimmten Krankheiten verändern.
Die Hirnforscherin Erin Schuman hat am Freitag den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhalten. Die Auszeichung sei eine große Anerkennung ihrer wissenschaftlicher Arbeit und für den wissenschaftlichen Austausch in Europa, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei der Preisverleihung im Hamburger Rathaus. Schuman erhielt die mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung für ihre Forschung zur Frage, wie einzelne Nervenzellen – die Neuronen – funktionieren.
Schumann hat nach Angaben der Körber-Stiftung entdeckt, dass Proteine, die entscheidenden Bausteine der Neuronen, an den Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen hergestellt werden – anstatt nur im Zellkörper, wie es lange angenommen wurde. Diese Erkenntnis sei grundlegend, um Vorgänge im Gehirn wie Lernen oder Erinnern zu verstehen. Sie könnte dazu beitragen, neurologische Krankheiten zu verstehen und zu behandeln.
Schumann sei nicht nur eine brillante Preisträgerin, sondern auch eine wache Demokratin, würdigte der Vorstandsvorsitzende der Körber-Stiftung, Lothar Dittmer, die Preisträgerin. Er hob hervor, wie wichtig die internationale Forschung sei. Man könne sie nicht in Nationalstaaten denken, betonte er und warb wie einst Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) für “mehr Europa”.
Mit den Mitteln des Körber-Preises, der zum 40. Mal verliehen wurde, will Schumann krankheitsbedingte Veränderungen der Proteine in den Neuronen untersuchen, um neue Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Konkret könnte ihre Arbeit Auswirkungen auf den Umgang mit dem Fragile-X-Syndrom, der Huntington-Krankheit oder dem Rett-Syndrom haben – alles Krankheiten, die mit verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit, mit Lernschwierigkeiten und verzögerter sprachlicher Entwicklung einhergehen.
Schumann wurde 1963 im US-Bundesstaat Kalifornien geboren und hat zunächst Psychologie und dann Neurowissenschaften studiert. Sie ist seit 2009 Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main.
Dittmer hob auch das Engagement Schumans für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses hervor. Neben ihrer Forschung engagiert sie sich für eine Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft und für die Förderung der Bildungschancen von Jugendlichen. Außerdem hat sie sich gemeinsam mit ihren Kollegen dafür eingesetzt, die Geschichte ihres Instituts während des Nationalsozialismus aufzuarbeiten.
Der Preis zählt nach Angaben der Körber-Stiftung zu den weltweit höchstdotierten Forschungspreisen. Sie zeichnet damit seit 1985 jedes Jahr einen wichtigen Durchbruch in den Natur- oder Biowissenschaften in Europa aus.