„Hinz&Kunzt“ wehrt sich gegen unfaire Konkurrenz

Seit drei Monaten wird das „Straßen Journal“ in Hamburg verteilt. Die Macher kommen aus Südosteuropa und spielen mit unfairen Mitteln, kritisiert „Hinz&Kunzt“.

Ein Verkäufer von Hinz und Kunzt am Hamburger Jungfernstieg (Archivbild)
Ein Verkäufer von Hinz und Kunzt am Hamburger Jungfernstieg (Archivbild)Stephan Wallocha / epd

Hamburg. Rumänische Verkäufer des neuen Hamburger "Straßen Journals" bedrängen offenbar die Verkäufer des angestammten Straßenmagazins "Hinz&Kunzt". Tobias, seit neun Jahren "Hinz&Kunzt"-Verkäufer in der City, berichtet von körperlichen Angriffen durch die neue Konkurrenz. Er selbst sei bereits mit einem Messer bedroht, angeschrien und mit einer Getränke-Dose beworfen worden. Die neue Situation habe zu einer Verunsicherung unter den Verkäufern und zum Teil auch unter den Kunden geführt, beklagt Chefredakteurin Birgit Müller.
Seit Anfang April wird das "Straßen Journal" überwiegend von Südosteuropäern in Hamburg angeboten. Zumindest in den ersten Ausgaben wurden kopierte Artikel aus dem Internet oder anderen Zeitungen ohne Wissen der Urheber und ohne Quellenangabe veröffentlicht. Es bestehe eine Verwechslungsgefahr, die das Image von "Hinz&Kunzt" beschädigen könne, befürchtet "Hinz&Kunzt"-Geschäftsführer Jens Ade. Rund 90 Prozent der "Hinz&Künztler" würden in Absprache mit den Marktleitern vor Supermärkten stehen.

Politische Dimension

Chefredakteurin Müller sieht auch eine politische Dimension. Als "Hinz&Kunzt" die ersten 20 Verkäuferplätze für Südosteuropäer angeboten habe, seien gleich mehrere hundert Interessenten gekommen. Eine angemessene Versorgung von rumänischen und bulgarischen Wanderarbeitern könne das Sozialprojekt mit eigenen Mitteln bislang aber nicht leisten. Mittlerweile arbeiten 75 Südosteuropäer und eine rumänische Sozialarbeiterin mit. 
Kritik kommt aber auch von der lokalen Presse: "Hansetipp" hatte angeregt, dass "Hinz&Kunzt"-Verkäufer auch ihr Magazin mitverkaufen könnten. Als "Hinz&Kunzt" dies ablehnte, kritisierte das Magazin, "Hinz&Kunzt" verweigere seinen Verkäufern einen lukrativen Zusatzverdienst.

Millionenrücklage in der Kritik

Kritisiert wurde im gleichen Zug auch die Rücklage des Straßenmagazins von 1,7 Millionen Euro. "Hinz&Kunzt" benötige eine sichere Rücklage, um Auflagenschwankungen auszugleichen und neue Sozialprojekte finanziell abzusichern, rechtfertigte sich Geschäftsführer Ade. Gut ein Drittel der Rücklage stamme zudem aus Erbschaften und Spenden, die für ein city-nahes "Hinz&Kunzt"-Haus mit Verlagsräumen und 15 Wohnungen verwendet werden soll. Das solle zusammen mit einem Sozialinvestor gebaut werden. Bislang fehle aber noch ein geeignetes Grundstück.
"Hinz&Kunzt" wurde 1993 von der Hamburger Diakonie und der Patriotischen Gesellschaft gegründet. Von dem Verkaufspreis von 2,20 Euro behält der Verkäufer die Hälfte. Rund 500 Wohnungslose oder ehemalige Wohnungslose verkaufen jeden Monat durchschnittlich 65.000 Exemplare in Hamburg und Umgebung. 21 von 38 Festangestellten sind ehemalige Verkäufer. Rund 700.000 Euro nahm "Hinz&Kunzt" im vorigen Jahr durch den Verkauf des Magazins ein, 670.000 Euro kamen durch Spenden herein. (epd)