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Hinrichtungen in Mali – Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe

Die Liste der Anschuldigungen ist lang: Human Rights Watch geht davon aus, dass Malis Armee seit Januar Dutzende Männer verschleppt und einige hingerichtet hat. Der angebliche Antiterrorkampf gerät außer Kontrolle.

Die Organisation Human Rights Watch (HRW) hat der malischen Armee sowie der mit Russland verbündeten Wagner-Gruppe erneut schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Demnach sollen die Streitkräfte seit Januar für Dutzende Hinrichtungen von Männern, die der ethnischen Gruppe der Fulani angehören, verantwortlich sein, teilte HRW am Dienstag mit. Sie forderte die Afrikanische Union auf, ihr Engagement in dem westafrikanischen Staat zu verstärken und Zivilisten vor Übergriffen aller Kriegsparteien zu schützen.

Nach HRW-Informationen wurden offenbar seit Januar mindestens zwölf Männer hingerichtet, mindestens 81 weitere wurden verschleppt. Die Junta – in Mali ist seit knapp fünf Jahren das Militär an der Macht – müsse die Übergriffe beenden, den Aufenthaltsort der Inhaftierten bekannt geben, Ermittlungen einleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, forderte Ilaria Allegrozzi, Sahel-Expertin der Organisation.

Begründet wurden Einsätze des Militärs demnach mit der Bekämpfung von Terrorismus. In Mali sowie den Nachbarländern hat sich die mit der Al-Kaida verbundene “Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime” (JNIM) den vergangenen Jahren stark ausgebreitet. Einer ihrer Anführer ist Amadou Koufa, der Fulani – auf Französisch heißt die Ethnie Peul – ist. Zahlreichen Fulani in der Region wird deshalb vorgeworfen, mit JNIM zu kollaborieren. Diese rekrutiert wiederum verstärkt Menschen, die Fulani sind.

In der Vergangenheit kam es zu mehreren schweren Massakern an den Fulani. Tatorte waren Mali, aber auch der Norden des Nachbarlands Burkina Faso.

Human Rights Watch befragte eigenen Angaben zufolge zwischen Februar und Mai 2025 telefonisch 29 Personen mit Kenntnis der Vorfälle. Darunter seien 16 Zeugen und sieben Gemeindevorsteher sowie Aktivisten, Journalisten und Vertreter internationaler Organisationen gewesen. Zudem habe man glaubwürdige und von den Vereinten Nationen bestätigte Berichte erhalten, denen zufolge die Armee und Wagner-Kämpfer im April bis zu 65 Fulani-Hirten und Viehhändler aus dem Dorf Sebabougou in der Region Kayes hingerichtet haben. Zuvor waren sie in einem Lager der Armee zusammen getrieben worden.

Am 10. Juni übermittelte die Organisation ihre Ergebnisse und Fragen schriftlich an die malischen Justiz- und Verteidigungsminister. Bisher habe man keine Antwort erhalten.