Hilfswerke: “Hungerbekämpfung war nie wichtiger”

Zum Welternährungstags prangern Hilfsorganisationen geplante Kürzungen der Bundesregierung für humanitäre Hilfe an. Nie sei Hungerbekämpfung wichtiger gewesen als heute angesichts eskalierender Konflikte in aller Welt.

Hilfsorganisationen kritisieren die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen für die weltweite Hungerbekämpfung. “Kaum ein anderes Land streicht seine internationale Hilfe so massiv zusammen wie Deutschland. Verlässlichkeit und Verantwortung sehen anders aus”, schreiben Martin Frick, Direktor des UN-Welternährungsprogramms in Deutschland, Österreich und Liechtenstein, Mathias Mogge, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe und Helene Mutschler, Geschäftsführerin der Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger, in einem Gastbeitrag im “Tagesspiegel” (Dienstag Onlineausgabe). Anlass ist der Welternährungstag an diesem Mittwoch.

Der Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sieht Kürzungen des Etats für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe vor. Insgesamt halbiere die Bundesregierung ihre Mittel in diesen Bereichen. Damit falle Deutschlands Engagement bei humanitärer Hilfe und langfristiger Hungerbekämpfung unter das Niveau von 2019 zurück, kritisieren die Hilfsorganisationen. “Das ist fatal, denn Hunger und Not nehmen immer weiter zu. Der Bedarf an humanitärer Hilfe hat sich in den vergangenen acht Jahren mehr als verdoppelt.”

Mit den geplanten drastischen Kürzungen verspiele Deutschland nicht nur seine bisherige Vorreiterrolle, sondern auch die eigene Glaubwürdigkeit. Zudem seien die Konsequenzen verheerend. Hunger sei Folge und Treiber von Konflikten; 70 Prozent der Hungernden lebten in Konfliktgebieten. “Wir wissen aus Dutzenden Ländern, in denen wir im Einsatz sind, welche destabilisierende Wirkung Hunger und Not haben.” Wenn Programme der Ernährungshilfe gekürzt werden müssten, bedeute dies, dass weniger Kinder zur Schule gehen könnten und stattdessen zum Familieneinkommen beitragen müssten. Mädchen würde früh verheiratet, um sie finanziell abzusichern. Bereits diskriminierte Gruppen, etwa Frauen in Afghanistan, würden weiter ins gesellschaftliche Abseits gedrängt.

“Das humanitäre System läuft längst am Limit”, heißt es in dem Beitrag. “Dabei ist es weiterhin das beste und effizienteste Mittel, um Not zu lindern und Gesellschaften vor dem Zerfall zu bewahren.” Wo Menschlichkeit erodiere, dürfe sich Deutschland zukünftig nicht auf mahnende Worte beschränken.