Hilfsorganisation: Viele Tote und Verletzte durch Streumunition 202

Mindestens 219 Fälle bekannt: Der Einsatz von international geächteter Streumunition hat im vergangenen Jahr laut Handicap International wieder zahlreiche Menschen das Leben gekostet oder verletzt.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wurden viele Menschen durch Streumunition getötet und verletzt
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wurden viele Menschen durch Streumunition getötet und verletztImago / Ukrinform

Der Einsatz von international geächteter Streumunition hat im vergangenen Jahr laut Handicap International wieder zahlreiche Menschen das Leben gekostet oder verletzt. Mindestens 219 Fälle seien bekannt, erklärte die Hilfsorganisation in München. Die tatsächliche Zahl der Opfer liege jedoch vermutlich wesentlich höher.

Mindestens 118 Menschen seien Opfer direkter Angriffe mit Streumunition geworden. Weitere 101 Fälle seien bekannt, in denen die Menschen durch Blindgänger getroffen wurden. Handicap bezieht sich auf den Bericht „Cluster Munition Report 2024“, der von einer Gruppe von Nichtregierungs- und Hilfsorganisationen veröffentlicht wurde.

Großteil der Opfer von Streumunition stammt aus der Zivilbevölkerung

Der Großteil der bekannten Opfer von Streumunition stamme aus der Zivilbevölkerung. Im vergangenen Jahr seien 93 Prozent Zivilisten gewesen. Dabei seien Kinder einer besonders hohen Gefahr ausgesetzt. 2023 seien 47 Prozent aller Opfer von Blindgängern Mädchen und Jungen gewesen.

Den Angaben nach setzten die russischen und ukrainischen Streitkräfte im Jahr 2023 Streumunition ein. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 seien über tausend Menschen durch Streumunition getötet und verletzt worden, erklärte Handicap International.

Handicap International: Überlende verlieren oft Hände und Füße

Im vorigen Jahr seien auch in Myanmar und Syrien Einsätze von Streumunition erfasst worden. Keines dieser Länder habe sich dem internationalen Streubomben-Verbotsvertrag angeschlossen. Dem am 1. August 2010 in Kraft getretenen Verbotsvertrag gehören inzwischen 112 Staaten an.

Streumunition gehöre zu den für die Zivilbevölkerung gefährlichsten Waffen, da sie noch lange nach Beendigung des Konflikts zu Opfern führen könne, mahnte Handicap International. Diejenigen, die die Explosion der Streumunition überlebten, verlören oft Hände und Füße oder erlitten schwere Verletzungen an lebenswichtigen Organen.

Streumunition wird von Flugzeugen abgeworfen oder vom Boden abgefeuert. Beim Abwurf öffnet sich ein Behälter, der bis zu 1.000 Minibomben enthält. Die Sprengsätze verteilen sich auf einer großen Fläche und sind oft schwer zu entdecken.