Hilfe für schwierige Lebenslagen

Eine neue Einrichtung vermittelt in Stralsund Hilfe in Grenzsituationen, und sei es eine Autofahrt zum Friedhof. Der Lazarusdienst ist überkonfessionell und kostenlos.

Ehrenamtliche im Gespräch
Ehrenamtliche im GesprächAnja Goritzka

Stralsund. „Es gibt viele Krisen im Leben. Die müssen nicht nur mit dem Tod eines Menschen zu tun haben“, ist Diana Zeuner überzeugt. Die Palliativ-Krankenschwester hat so gar nichts mit dem christlichen Glauben am Hut. Dennoch engagiert sie sich bei den Lazarusdiensten der katholischen Pfarrei St. Bernhard und des ambulanten Hospizdienstes in Stralsund.

Seit dem 1. Januar 2020 werden unter einer zentralen Rufnummer Helfer von 8 bis 22 Uhr vermittelt, sei es nur für eine Autofahrt zum Friedhof oder auch für die Begleitung von Angehörigen, die einen Menschen verloren haben. Gerade bei der Begleitung von schwer Erkrankten können die Ehrenamtlichen am Telefon auf einen erfahrenen ambulanten Caritas-Hospizdienst in Stralsund verweisen. Dieser wird mit den Lazarusdiensten kooperieren, bleibe aber eigenständig, wie die Leiterin der Caritas, Martina Steinfurth, bei der Präsentation des neuen Dienstes betont.

Die neue Telefonnummer soll auch nicht die Telefonseelsorge in Vorpommern ersetzen. „Bei den Lazarusdiensten geht es erst einmal um die Vermittlung Ehrenamtlicher, nicht um konkrete Seelsorge“, so der katholische Pfarrer Andreas Sommer. Mehr als 70 Ehrenamtliche stehen auf der Liste des Lazarusdienstes. Diese führt sehr umfangreich aus, was die Helfer gern leisten wollen.

Training in Krankenhäusern

Die Initiatoren wollen jetzt in die Seniorenheime vor Ort gehen. „Viele Altenpflegeheime können Angehörige gar nicht auffangen, dabei ist das nötig“, räumt Martina Steinfurth ein und ergänzt: „Wichtig ist, dass wir keine Konkurrenz sind, sondern eine Ergänzung.“ Auch stehen Kooperationen mit dem Krankenhaus in Aussicht. „Die Heliosklinik kann sich zum Beispiel vorstellen, dass sie uns Räume zur Verfügung stellt, um beispielsweise mit Mitarbeitern der Onkologie ins Gespräch zu kommen, um ein Sensibilitätstraining durchzuführen“, berichtet Diana Zeuner, die ihr Wissen aus dem Bereich Palliativmedizin als fachliche Beraterin einbringt. Einmal wurde sie auch schon über die Telefonnummer der Lazarusdienste vermittelt: „Da ging es um eine Patientin, die daheim beatmet werden musste.“

Die neu gegründete katholische Pfarrei Bernhard von Clairvaux ganz im Norden des Erzbistums Berlin von Rügen über Stralsund bis hin nach Demmin hat sich vor zwei Jahren die Themen Trauerarbeit, Sterben und den Umgang mit dem Tod ins Konzept geschrieben. Ein Ergebnis sind die Lazarusdienste. Sechs Säulen gibt es: Gespräche und Begegnung mit einem Besuchsdienst und einem Begegnungscafé; die Vermittlung von Beratung zu Vorsorgemöglichkeiten; der Beistand und die Seelsorge in der Sterbestunde; die Begleitung und Hilfe bei Erkrankungen; die Vermittlung von Sterbebegleitung in vertrauter Umgebung und palliative Beratung und die Anteilnahme und Stärkung, in dem Ehrenamtliche Menschen zur letzten Ruhestätte ihrer Verstorbenen begleiten oder gar als Einzige zu einer Trauerfeier gehen.

Keine finanziellen Hilfen

Für diese Dienste werden die Ehrenamtlichen fortgebildet, sei es mit Gesprächstraining am Telefon oder aber auch zu individuellen Fragen: Wie kann eine Trauerfeier aussehen, was muss ich im Gespräch mit dem Beerdigungsinstitut beachten, welche Formen hat Trauer überhaupt, wie gehe ich mit Trauer um? Die Fort- und Weiterbildungen werden vom Erzbistum Berlin unterstützt.

Finanzielle Zuwendungen erhalten die Lazarusdienste und die Ehrenamtlichen jedoch nicht. Dennoch ist Pfarrer Sommer überzeugt: „Wir holen sicherlich keine Menschen vom Tod zurück wie Jesus es bei Lazarus getan hat, aber wir können alles andere drum herum für die Lebenden in den Blick nehmen und so das zerbrochene Gefäß wieder neu zusammensetzen.“

Info
Die neuen Lazarusdienste vermitteln in Stralsund Hilfe und sind täglich von 8 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer 03 83 1/46 39 23 0 erreichbar.