Hier werden Räume eröffnet

Supervision und Coaching sowie Konfliktberatung und gegebenenfalls Mediation umfasst das Angebotsspektrum des Fachbereichs Supervision im landeskirchlichen Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung

Kirche ist nicht in ruhigen Gewässern. Wir sind in einer Zeit stürmischer Veränderungen unterwegs. Mitarbeitende in allen Bereichen unserer westfälischen Kirche sind herausgefordert, damit umzugehen und sich darauf einzustellen. „Kirche im Reformstress“, so lautet denn auch der Titel des Buches der evangelischen Theologin Isolde Karle, Inhaberin des Lehrstuhls für Praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum und seit 2015 Direktorin des neu gegründeten Instituts für Religion und Gesellschaft.
Komplex und dynamisch, so ist die Lage. Vieles hängt mit vielem zusammen und übt wechselseitig Einfluss aus. Das ist nicht immer leicht zu überschauen. Und diese Unüberschaubarkeit verunsichert. Die Zusammenlegung von früher selbstständigen Ortsgemeinden, die Aufgabe von Gebäuden, die Erweiterung von Zuständigkeiten in größeren Räumen, das neue kirchliche Finanzmanagement in kaufmännischer Formatierung … – wie soll ich da noch den Überblick behalten? Was ist wichtig, was ist vorrangig?

Aus der Distanz Überblick gewinnen

Sich diesem Beschleunigungsdruck einfach zu überlassen, hilft nicht. Entschleunigung tut not und gut. Supervision und Coaching eröffnen – bildlich gesprochen – Räume, in denen ein geschütztes Zurücktreten von Handlungs- und Entscheidungsdrücken möglich wird.
In diesen Räumen werden für Einzelne, Teams oder auch Gruppen Resonanz und Reflektion erfahrbar. In der Distanznahme entsteht Überblick; genau das heißt Supervision, Überblick gewinnen. So erschließen sich entlastende und neue Möglichkeiten des Verstehens und Handelns.
Coaching heißt gegenüber der Supervision, mehr handlungsorientiert hinzuschauen und den Fokus der Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Frage zu legen: „Was kann, darf und soll ich sinnvollerweise tun?“
Da stellt zum Beispiel das Kita-Team fest, dass Zuständigkeiten und Aufgabenverteilung den neu ins Team gekommenen Mitgliedern nicht wirklich klar sind. In der Supervision wird gemeinsam erarbeitet, dass die Kollegin, die als Kita-Kraft Hausbesuche macht, auch Zeit und einen freien Platz im Büro braucht, um die Besuche zu dokumentieren und in die Akten einzustellen. In diesen Arbeitsphasen darf sie nicht von den Kolleginnen als Springerin in die Gruppen herangezogen werden.

Gemeinsame Arbeitsfähigkeit

Prozesse und Rollen müssen im Team immer wieder besprochen und reflektiert werden. Missverständnisse gibt es immer wieder. In Drucksituationen ist ihre Entstehung eigentlich „normal“. Unter der Oberfläche bringen sie leider schnell gefühlte Abwertungen und Kränkungen mit sich, zum Beispiel das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein. Daraus können Konflikte erwachsen, die dann ein Team blockieren und Energie für die eigentlich anstehenden Aufgaben abziehen.
Konfliktberatung und gegebenenfalls Mediation sind daher zwei weitere Beratungsformen, die vom Konvent für Supervision und Coaching angeboten werden, um die gemeinsame Arbeitsfähigkeit wiederzugewinnen und Konflikte zu lösen (siehe Stichwort). Behutsames Eingehen auf die Beteiligten des Konflikts ermöglicht wechselseitig ein gelassenes Erkennen und Verstehen der Bedürfnisse und nicht erfüllten Wünsche, die Ursachen des Konfliktes sind.
Vermittelt werden die verschiedenen Beratungsformen über die Kontaktstelle Supervision am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen in Villigst. Die Fachbereichsleitung Burgunde Materla nimmt die Anfragen entgegen und unterstützt bei der Findung einer passenden Supervisorin oder eines passenden Supervisors.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Fachbereichs Supervision unter http://www.institut-afw.de/arbeitsbereiche-und-angebote/supervision/was-ist-supervision/

Der Autor, Krankenhausseelsorger Matthias Mißfeldt (Dortmund), ist lan­deskirchlich anerkannter Supervisor.