Hier spielt die Musik

Das Schleswig-Holstein Musik Festival 2018 ist in vollem Gange. Aus Kirchen werden Konzertsäle. Musiker und Publikum scheuen dazu weder den Weg über das Meer noch über kilometerlange Landstraßen.

In Nieblum auf Föhr ist die St.-Johannis-Kirche seit 1987 Spielstätte des Musik-Festivals. Sie wird auch „Friesendom“ genannt.
In Nieblum auf Föhr ist die St.-Johannis-Kirche seit 1987 Spielstätte des Musik-Festivals. Sie wird auch „Friesendom“ genannt.Birgit Wildemann

Von Bettina Albrod

Kiel. Derzeit strömen Besucher des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) durch das ganze Land. Musik erfüllt auch die Dorfkirchen. Gemeinden aus Föhr, Niebüll, Nusse und Flemhude haben ihre ganz eigene Festival-Geschichte. So war es schon im ersten Jahr SHMF 1986, als dessen Gründer Justus Frantz nach Föhr reiste. Er war auf der Suche nach Spielstätten für klassische Konzerte, die eine breite Öffentlichkeit erreichen sollten, und wollte sich in Nieblum die St.-Johannis-Kirche ansehen – wegen ihrer Größe auch Friesendom genannt. Mit dabei war Martin Bruchwitz, seit 1970 Kantor und Organist an der St.-Nicolai-Kirche in Wyk-Boldixum. "Justus Frantz hatte privat eine Verbindung zu Föhr", sagt Bruchwitz, "deshalb ist er damals auf die Insel gekommen. Eigentlich war St. Johannis als Spielstätte vorgesehen, aber die Kirche in Wyk kam dann dazu". Ein Freundeskreis hat sich gebildet, der unabhängig von der Kirchengemeinde für das SHMF da ist. Daneben sei auch die Kirchengemeinde in die Konzerte eingebunden und stelle beispielsweise Aufsichtskräfte. "Das Interesse an Musik ist durch die Konzerte gewachsen", so Bruchwitz. Die Konzerte seien zwar nicht immer ausverkauft, manchmal seien die Themen zu speziell, "aber in diesem Jahr steht mit Matthias Höfs und einem Streichquartett am 21. August in der St.-Nicolai-Kirche ein Publikumsmagnet auf dem Programm".

Konzertbesucher kommen von weit her

Die Christuskirche in Niebüll, 1729 gebaut, steht seit knapp 20 Jahren im Festival-Programm. "Damals haben wir uns als Spielstätte für das SHMF beworben", berichtet Volker Scheibe vom SHMF-Ortsbeirat Niebüll und Glockensachverständiger der Nordkirche. Mit rund 260 Plätzen sei die Kirche in Niebüll eher eine kleine Kirche. Aber das Probekonzert 1999 war ein "voller Erfolg". Es habe sich wie an allen Spielorten ein Beirat gebildet, der das Catering und die Bewirtung sowie die Unterbringung der Künstler organisiere. Auch hier hat das SHMF Sogwirkung entwickelt: "Besucher kommen von weit her zu den Konzerten zu uns", sagt Scheibe. Die Kirche in Nusse war laut Pastor Tobias Pfeifer schon neunmal beim Festival dabei. "Ein Konzert im Rahmen des SHMF ist schon etwas Besonderes für einen Ort wie Nusse", sagt er. Mittlerweile habe sich die Kirche wegen ihrer guten Akustik einen Namen als Konzertraum gemacht. Die Gemeinde stelle den Raum und betreue die Künstler, aber die Organisation liege hauptsächlich beim SHMF. "Die haben auch schon mal einen Flügel oder ein Cembalo hertransportiert". Im Rahmen des SHMF gibt es in der Kirche in Nusse am 28. Juli geistliche und weltliche Vokalmusik zu hören.

Gute Akkustik in Flemhuder Kirche begeistert Festivalkomitee

Die Kirche in Flemhude ist wegen ihrer Orgel in den Konzertplan aufgenommen worden. "2013 haben wir eine neue Orgel bekommen und uns überlegt, dass es viel zu schade ist, wenn das Instrument auf unseren kleinen Ort beschränkt bleibt", erzählt Claus Alpers, Vorsitzender des SHMF-Beirats im Ort. "Deshalb haben wir gefragt, ob wir nicht auch dabei sein können". Das Komitee war von der Akustik begeistert. Allerdings ist die Kirche mit nur 215 Plätzen zu klein, um für das Festival wirtschaftlich zu sein. "Wir müssen jedes Jahr 10.000 Euro über Sponsoren aufbringen", erläutert Alpers. Seit 2015 spielt die Musik in Flemhude. Am 4. August ist hier Christopher Park mit einem Schumann-Konzert zu Gast.

Für das Konzert in Nusse gibt es noch Restkarten. Für den Termin in Flemhude gibt es Wartelisten. Weitere Infos auf www.shmf.de.