Hier reden Kinder über Gott

Sie singen und reden munter drauflos: Im Projekt „Dingenskirchen“ erklären Kinder Begriffe, die mit Religion zu tun haben. Ein großer Spaß – nicht nur für die Kleinen.

Screenshot aus einem der "Dingenskirchen"-Videos
Screenshot aus einem der "Dingenskirchen"-Videos

Hier erklären Kinder den Begriff "Kirche".Hier erklären Kinder den Begriff "Gott".

Flensburg. „Der ist weiß, hat einen weißen Bart und eine rote Mütze.“ – „Aber noch keiner hat ihn gesehen.“ – „Er kann zaubern.“ – „Der ist schon lange tot!“ – „Der passt auf uns auf.“ – „Ein Typ, der im Himmel lebt.“ So einfach, ehrlich, nachdenklich und überzeugt sagen die Kinder aus evangelischen Kitas zwischen dänischer Grenze und der Schlei, was ihnen zu „Gott“ vor der Kamera einfällt. Und überlegen gleich weiter: „Was macht Gott überhaupt, wenn es regnet?“ – „Ich glaube, der wohnt in den Büschen.“

Hinter „Dingenskirchen“ steckt eine vom Kirchenkreisrat Schleswig-Flensburg beauftragte Arbeitsgruppe, der Stadtpastor Johannes Ahrens, Pastor Ingo Gutzmann vom Regionalzentrum Kappeln, Pastor Joachim Thieme- Hachmann aus Schleswig und die Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises, Anja Pfaff, angehören. Ziel des Projekts sei es, einen leichteren und emotionaleren Zugang zu Religiosität, Glauben und Kirche zu ermöglichen, sagt Ahrens: „In Bezug auf das Reformationsjubiläum wollen wir verschiedene Zielgruppen ansprechen – und diese auch selbst zu Wort kommen lassen.“ Schließlich gebe es keine einheitliche, vorgegebene Lehre der Kirche.
„Dadurch, dass Kinder Begriffe und Namen wie ,Jesus‘ oder ,Engel‘ erklären, bekommen diese eine ganz neue Bedeutung. Das ist für Theologen sehr spannend zu entdecken“, so Ahrens. Viele der Gedanken, die die Kinder in den Videos äußern, könnte man religionsgeschichtlich weiterverfolgen.

Mal forsch, mal schüchtern

Das aufwendige Projekt wurde technisch mithilfe eines professionellen Filmteams umgesetzt. Ein Kameramann filmte ab Mitte des Jahres 2016 an drei Drehtagen in drei zentral gelegenen Kindergärten, in denen Kinder und Betreuer aus 18 Kitas zusammentrafen. Die Filme sind zwischen 20 Sekunden und fünf Minuten lang – und immer gleich aufgebaut: Vor einer Kindergarten-Kulisse sind im raschen Wechsel mehrere Kinder zu sehen. Manchmal sagen sie lange Sätze, manchmal nur ein Wort, teils singen sie auch, wenn es gerade passt.
„Es ist eine Art Quiz“, erläutert Anja Pfaff den Aufbau der Clips. Gemeinsam mit Johannes Ahrens und Ingo Gutzmann führte sie Regie und moderierte die Gespräche. Die drei Erwachsenen stellten „aus dem Off“ Fragen an die Kinder. Die reagierten darauf ganz unterschiedlich: „Es war natürlich sehr aufregend für die meisten, aber viele waren Feuer und Flamme mitzumachen“, erinnert sich Ahrens. Mal forsch, mal schüchtern, mal alles wissend hätten die Kinder die Fragen beantwortet. „Wir hatten 16 Stunden Material, das musste erst einmal sortiert und zusammengeschnitten werden“, sagt Pfaff.

Kinder-Gedanken als Grundlage für Predigten

Herausgekommen sind 16 Kurzfilme, die erfrischend ungewohnte Perspektiven auf Christentum, Glauben und Kirche zeigen. Die kurzen, zum Schmunzeln verleitenden Videobotschaften könnten bald direkt kirchenkreisweit in Kirchen, Gemeindehäusern und Kitas zu sehen sein, erläutert Anja Pfaff. „Die Idee ist, beispielsweise Gottesdienste und Predigten auf die Videos abzustimmen und darauf aufzubauen.“ Die Filme könnten dazu mit einem Beamer auf eine Leinwand projiziert werden. Bischof Gothart Magaard hatte bereits Ende Oktober 2016, zur Einführung der Lutherbibel in Schleswig, einen der Videoclips genutzt, um die Zuhörer einmal aus anderer Perspektive zum Nachsinnen über Glaubensinhalte und religiöse Begriffe anzuregen.
Die kurzen Filme werden über verschiedene Kanäle verbreitet. Die Videos wurden auf 200 USB-Sticks gespeichert und diese an die Eltern der beteiligten Kinder, an die Kitas, an alle Kirchengemeinden sowie an etliche Vertreter von Diensten und Werken im Kirchenkreis ausgegeben. Auch auf der Website des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg sind die Filme zu sehen.