Hessen-nassauische Synode beschäftigt sich mit Missbrauch

Bei ihrer Frühjahrstagung hat sich die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Frankfurt am Main mit dem Thema Missbrauch in der Kirche beschäftigt. Bei dem dreitägigen Treffen, das am Samstagabend endete, hörten die Mitglieder den Bericht eines von sexualisierter Gewalt Betroffenen. „Wir sind offensichtlich nicht die Kirche, die wir sein wollen“, war die Aussage zu Beginn der Synode. Ein weiterer Schwerpunkt war der Entwurf für ein Klimaschutzgesetz.

„Ein Trauma endet nicht mit der Tat, es beginnt erst dann“, hieß es im Bericht des Betroffenen, der im Eröffnungsgottesdienst vorgelesen wurde. „Noch Jahre später spüre ich die Folgen“: Schlaflosigkeit, Flashbacks (plötzliches Wiedererleben), Angst, Ohnmacht. „Die Schuld landete nicht beim Täter, sondern bei mir.“

Kirchenpräsident Volker Jung sagte in seinem Bericht vor der Synode: „Es ist beschämend zu sehen, dass wir schuldig geworden sind.“ Eine Kirche dürfe nicht hinnehmen, wenn verantwortungslose Personen die Kirche mit ihren Orten und Ämtern nutzen, um Taten zu begehen, die Menschen an Leib und Seele verletzen.

Im vergangenen Januar wurde die ForuM-Studie zu Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlicht. Sie dokumentiert für die Zeit von 1945 bis 2020 mindestens 1.259 des Missbrauchs Beschuldigte und 2.225 Missbrauchsfälle bei einer hohen Dunkelziffer.

Die Synode wandte sich bei dem Treffen zudem in einer einstimmig beschlossenen Resolution gegen Rechtsextremismus. Scharfe Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik übte der Interkulturelle Beauftragte der EKHN, Pfarrer Andreas Lipsch.

Eine Positionsbestimmung beschäftigte die Synodalen auch beim Klima: Die EKHN will klimaneutral werden. Dazu hat die Synode ein Klimaschutzgesetz beraten, dessen Ziel die Treibhausgasneutralität der Kirche bis Ende 2045 ist. Zahlreiche Synodale sprachen sich für Änderungen an dem Gesetzentwurf aus. Diese sollen nun in Ausschüssen und in der Kirchenleitung beraten werden.