Herbert Zimmermann – die Stimme von Bern

Herbert Zimmermann hatte sich 1954 viele Gedanken gemacht, wie er die Zuhörer in Deutschland auf die zu erwartende Niederlage im WM-Finale gegen die übermächtigen Ungarn einstimmen könnte. Doch es kam alles ganz anders.

Sein Name ist für immer mit dem “Wunder von Bern” verbunden, dem Sieg der deutschen Mannschaft im WM-Finale 1954: Herbert Zimmermann, legendärer Radioreporter der Nachkriegszeit. Da die Tonspur der damaligen Fernsehreportage verschollen ist, wurden später Zimmermanns pathetische Radio-Töne unter die offiziellen Film-Bilder der Fifa gelegt; sie sind bis heute in großen Teilen sprichwörtlich; wie etwa: “Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…” oder “Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!! Deutschland ist Weltmeister!!”

Zimmermann, geboren 1917 in Alsdorf bei Aachen und übrigens ein Onkel des Grünen-Urgesteins Hans-Christian Ströbele, lernte das Handwerk bei bekannten Größen des NS-Rundfunks. Als Wehrmachtsoffizier wurde er an der Ostfront schwer verletzt, aber für “schlachtentscheidendes Verhalten” hoch dekoriert. Nach dem Krieg machte er als Sportreporter rasch Karriere und führte unter anderem die Fußballkonferenzschaltung ein.

Die Sternstunde seines Lebens ist die Finalreportage aus dem Berner Wankdorf-Stadion – auch wenn der einflussreiche Christ, Bankier, Bundestagabgeordnete und Adenauer-Berater Robert Pferdmenges anschließend ein Berufsverbot für Zimmermann forderte, weil dieser den deutschen Torhüter Toni Turek allzu emphatisch gepriesen hatte: “Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!”

Zimmermanns letzte große Radio-Reportage war das WM-Finale 1966 im Wembley, das Deutschland letztlich durch das legendäre “Wembley-Tor” von Geoff Hurst mit 2:4 gegen England verlor. Wenige Monate später, am 16. Dezember 1966, starben der mondäne Lebemann und seine Lebensgefährtin an den Folgen eines Verkehrsunfalls auf der Fahrt zu einem Interview mit DFB-Präsident Hermann Gösmann. Zimmermann wurde in der schlichten Familiengruft seiner Eltern in Witterschlick bei Bonn beigesetzt; seit Grab wurde vor wenigen Tagen abgeräumt.